Wuärks


Während des Frühmittelalters vermitteln barbarische Gesetze und Konzilstatuten, Heiligengeschichten und Beschreibungen der großen Literatur den Eindruck einer recht großen Altersübereinsctimmung und Reife junger Leute bei ihrer ersten Hochzeit, mit Ausnahme allerdings des Adels, wo die Töchter bereits im zarten Alter verheiratet wurden. Um die Mitte des Mittelalters erfolgt hier allerdings eine Rückwende in ganz Europa: Töchter werden kaum der Kindheit entwachsen einem sehr viel älteren Mann gegeben. Um 1200 verheirateten Adel und städtisches Patriziat in Flandern oder England, in Italien und in Frankreich ihre kaum erwachsenen Töchter. Verfasser von Heiligengeschichten erwähnen gewöhnlich ein Alter um 12 oder 13 Jahren - das Alter, in demman nach kanonischem Recht die Ehe eingehen oder ein religiöses Gelübde ablegen kann -, wobei diese Autoren jedoch in der Mehrzahl aus betuchten Familien stammten. Seltener sind vor dem 14. Jahrhunder Angaben über die Heirat in ländlichen und niederen Volksschichten. Doch liegt das Durchschnittsalter der Mädchen bei der ersten Heirat auch dort trotz der Überbevölkerung, die zum Hinausschieben der Heirat drängt, selten höher als 17 oder 18 Jahre.


Klapisch-Zuber, Christiane: Die Frau und die Familie. In: Der Mensch des Mittelalters, hrsg. von Jacques Le Goff, Frankfurt a.M. 1996, S. 325.