Hier also der Artikel, auf den ich schon lange gewartet habe. Nicht dem Tenor nach, sondern in dieser Detailliertheit, in dieser Schärfe und Eindeutigkeit. Das Magazin The Atlantic schreibt über etwas, das hier noch keiner in Länge und Breite zu argumentieren wagt: The End of Men.
Earlier this year, women became the majority of the workforce for the first time in U.S. history. Most managers are now women too. And for every two men who get a college degree this year, three women will do the same. For years, women’s progress has been cast as a struggle for equality. But what if equality isn’t the end point? What if modern, postindustrial society is simply better suited to women?Ich sage es ganz ehrlich: Ich habe Angst. Und ich meine, das ist berechtigt. Ich glaube nicht wirklich an eine Gesellschaft, in der Macht und Einfluss gleich verteilt sind. Irgendeine Gruppe wird immer versuchen, ihre "Gegner" kleinzuhalten. Am schwierigsten ist es, wenn Entwicklungen gerade im Entstehen sind, wenn noch nicht so klar ist, wohin die Reise eigentlich geht. Bedauerlicherweise machen sich darüber zu wenige Gedanken, daher ist es fast sinnlos, hier eine Diskussion anzufangen.
Schlussendlich wird jede Gesellschaft von wirtschaftlichen Erwägungen getrieben. Denn ohne Wirtschaft ist alles aus. In den 100,000 Jahren der Menschheitsgeschichte war es nie anders: Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral. Und auf individueller Ebene lässt sich kaum etwas machen. Wir sind Sklaven eines Systems, auf das wir kaum einen Einfluss haben, nicht einmal die Mächtigsten unter uns. Moral kann in Zweifelsfällen eine Entscheidung erleichtern. Aber alles in allem schubst uns das System in eine bestimmte Richtung. Es verschafft die positiven Anreize und negativen "Abstöße", die über längere Zeit unsere Entscheidungen prägen. Die unser Leben formen.
Man has been the dominant sex since, well, the dawn of mankind. But for the first time in human history, that is changing—and with shocking speed. Cultural and economic changes always reinforce each other. And the global economy is evolving in a way that is eroding the historical preference for male children, worldwide.Es scheint, als seinen Frauen einfach besser angepasst an unsere moderne Gesellschaft, in der Kooperation letztlich mehr zählt als Konkurrenz. Und wenn der Einzelfall stark abweichen kann vom statistischen Mittel: Wir sprechen hier gerade über Aggregate, nicht über Lieschen Müller und Hubert Schmidt. Man sieht den Wald eben besser, wenn man nicht auf den einzelnen Baum achtet. Der Wald, das sind konkurrierende Männer. Darin sind sie wirklich gut. Allerdings produziert es auch viele Verluste, denn es kann nur einen geben. In der gegenwärtigen Gesellschaft ein zum Scheitern verurteiltes Modell.
As thinking and communicating have come to eclipse physical strength and stamina as the keys to economic success, those societies that take advantage of the talents of all their adults, not just half of them, have pulled away from the rest. And because geopolitics and global culture are, ultimately, Darwinian, other societies either follow suit or end up marginalized. In 2006, the Organization for Economic Cooperation and Development devised the Gender, Institutions and Development Database, which measures the economic and political power of women in 162 countries. With few exceptions, the greater the power of women, the greater the country’s economic success.In der letzten Rezession haben vor allem Männer Arbeit verloren. Es waren eben die körperlich anstrengenden, gefährlichen Jobs, die zuerst verloren gingen. Die traditionellen Industriejobs. In einer Gesellschaft, die sich von der Industrie zur Informations/Dienstleistung orientiert, kein Wunder.
The postindustrial economy is indifferent to men’s size and strength. The attributes that are most valuable today—social intelligence, open communication, the ability to sit still and focus—are, at a minimum, not predominantly male.Aus irgendeinem Grund scheinen Männer weniger anpassungsfähig als Frauen. Ich weiß wirklich nicht, warum, aber ich glaube, das ist eine korrekte Analyse. Auf der anderen Seite wurde die Gesellschaft - besonders die Wirtschaft - auch aktiv an die Bedürfnisse von Frauen angepasst. Da diese in Massen in die Wirtschaft strömen, passen sie wiederum ihre Umgebung weiter an ihre Bedürfnisse an. Eine der üblichen Spiralen also. Wer sich mit dem Phänomen nicht tiefgründiger beschäftigt, sieht wahrscheinlich nur auf die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Konzerne. Hier ist die Lagge - aus Frauensicht - nach wie vor düster. Das sagt aber nichts über den Trend aus. Über kurz oder lang wird sich das erheblich ändern, die Politik macht es vor.
Ich sagte oben, dass mir die Entwicklung Angst macht. Warum? Fühle ich mich persönlich bedroht? Das ist sicherlich teils richtig. Wenn in einer Stellenanzeige steht, dass Frauen bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt werden, dann habe ich ein Problem. Aber das ist bei weitem nicht alles. Mir macht es eher Sorgen, dass wir bald mit einer wachsenden Gruppe junger Männer zu kämpfen haben, die schlecht ausgebildet sind, die für sich keine Perspektive im Leben sehen. Und das dürfte nichts neues sein: Wenn es um "echte" Aggression geht, machen Frauen Männern nichts vor. Dann fliegen die Fetzen wirklich. Ich habe Angst, dass sich unsere Gesellschaft weiter differenziert. Dass wir (wieder) die Klassengesellschaft vor uns haben. Und ich glaube nicht, dass Frauen angesichts dieser Schwierigkeiten bessere Entscheidungen treffen als die männlichen Führer der vergangenen Jahre. Sie sind eben nicht moralischer, besser, Wesen von einem anderen Stern.
Männern fehlt eine echte Perspektive. Frauen können heute im Prinzip alles machen. Manche Entscheidungen werden mit Verlusten verbunden sein, etwa Kinderlosigkeit. Aber Männer haben diesen Luxus nicht. So gut wie keine Frau wird tatsächlich einen Partner als Hausmann akzeptieren. So gut wie keine Frau wird unter ihren soziodemographischen Möglichkeiten einen Partner suchen. Das ist eine dämliche Illusion.
It is fabulous to see girls and young women poised for success in the coming years. But allowing generations of boys to grow up feeling rootless and obsolete is not a recipe for a peaceful future. Men have few natural support groups and little access to social welfare; the men’s-rights groups that do exist in the U.S. are taking on an angry, antiwoman edge. Marriages fall apart or never happen at all, and children are raised with no fathers. Far from being celebrated, women’s rising power is perceived as a threat.Ich glaube, wir bräuchten hier und jetzt ein Umdenken, dass nämlich Männer (Jungen) mindestens so stark gefördert werden müssten wie Frauen, um sie auf die Zukunft vorzubereiten. Ich glaube aber ebenso sehr, dass genau das nicht geschehen wird. Morgen war gestern irgendwie angenehmer. Morgen ist die gespaltene Gesellschaft. Morgen ist die einsame Gesellschaft.