Wissenschaftsjournalismus

Der Stand dieser Disziplin ist recht bedauernswert. Eigentlich darf man hier nicht einmal von einer Disziplin sprechen. Wahrscheinlich gibt es so was überhaupt nicht.

Aktuell: Meeresbiologen haben sich die Menge an Phytoplankton angeschaut, die durch die Ozeane schippert. Also die kleinen Pflanzen, von denen sich das Zooplankton ernährt, Krebse zum Beispiel. Unstreitig ist, dass es in den letzten 100+ Jahren einen drastischen Rückgang gibt. Im Nature-Artikel sprechen die Autoren von einem Rückgang von etwa 1% pro Jahr seit den späten 1800ern.

Den Aufmacher für die zahlreichen Artikel ist in aller Regel, dass seit den 1950ern die Plankton-Menge um 40% abgenommen hat. Komisch komisch: Im erwähnten Artikel steht davon aber nichts. Ich habe auch nach dreimaligem Durchlesen eben diese Zahl nicht finden können. Auch die Angabe der 1%-Abnahme macht in diesem Zusammenhang keinen großen Sinn. Denn in diesem Fall stünden wir heute noch mit etwa einem Drittel der Menge an Plankton da, die es noch zur vorletzten Jahrhundertwende gab. DAS wäre doch mal ein Aufhänger gewesen. Die einzige Meldung, deren Autor den Artikel auch gelesen zu haben scheint, schreibt nichts von dieser Zahl.

Bei einem Rückgang von 1% sehen die Prozentangaben wie folgt aus:
  • 1890 - 1950: 100% --> 54,72%
  • 1951 - 2008: 54,72% --> 30,24%
Seit 1951 hätte dann also ein Rückgang um 44,74% stattgefunden. Sollten die 40% korrekt sein, war der Rückgang also kleiner als erwartet.

Über die weitere Auswertung des Artikels muss man gar nicht sprechen. Dass steigende Temperaturen ein Faktor sind, ist klar. Es kommt aber so gut wie gar nicht rüber, dass es auch andere Einflüsse geben muss. Denn die Variabilität der "Abnahme" ist extrem hoch. Im südlichen Pazifik zeigen die Aufzeichnungen eine starke Abnahme in den 1960ern sowie eine große Spitze Ende der 1990er. Alles andere als einen klaren Trend also. Und in einigen Regionen gibt es keine Abnahme, sondern eine starke Zunahme: Im südlichen Indischen Ozean geht die Plankton-Masse gegenwärtig geradezu durch die Decke.

Und natürlich wird nicht darauf verwiesen, dass die Suche nach erklärenden Faktoren sich auf physikalische und klimatische Ursachen beschränkte. Der naheliegende Einfluss der Fischerei wurde nicht untersucht.