Ein nicht ganz neuer Dokumentarfilme: Die Anwälte. Ein Film über drei Männer, deren Lebensweg die wichtigsten Ereignisse deutscher Geschichte in den den letzten 40 Jahren kreuzt.
Viele mag es überraschen, aber einstmals standen sich Hans-Christian Ströbele, Horst Mahler und Otto Schily sehr nahe. Zumindest politisch, beruflich ohnehin, aber auch persönlich. Die Ereignisse um den Tod Benno Ohnesorgs hatten Ströbele bewogen, sich politisch zu engagieren. Er trat als Referendar in die Kanzlei von Horst Mahler ein und betreute mit ihm zusammen hunderte Fälle. Beide wollten den Systemwechsel, beide glaubten an den Sozialismus, beide bekämpften das kapitalistische System mit juristischen Mitteln.
Der Fall des Otto Schily liegt ein wenig anders. Ein Filmzitat lautet sinngemäß: Schily würde noch an den Rechtsstaat glauben, wenn er ganz allein wäre. Er sah im aufgeheizten 68er-Klima diesen Rechtsstaat bedroht und wollte ihn verteidigen. Ob das sein großes Motiv war, sich viel in der linken Szene zu bewegen, oder ob der Kontakt zu Künstlern und Schauspielern im Hippie-Berlin einfach aufregender war als der Verkehr Bürgertöchtern und Kaufmannssöhnen sei dahingestellt. Zur "Sozialistischen Anwaltskanzlei" (offizieller Titel) der Herren Mahler und Ströbele hatte er beste Kontakte.
In jedem Fall verteidigte Mahler in Stammheim Baader, Meins, Ensslin und viele andere. Dabei blieb es nicht, er wurde selbst RAF-Mitglied. Bald fasste man ihn und prozessierte, Ströbele und Schily übernahmen das Mandat.
Schily und Ströbele waren beide von Beginn an bei den Grünen dabei, auch wenn Schily wohl nie so ganz dazu gehörte. Später wechselte er zur SPD, wurde Innenminister und erdachte den Otto-Katalog. Horst Mahler las während seiner 16jährigen Haft Hegel, hielt intelektuelle Reden bei NPD-Aufmärschen und wurde dieses Jahr erneut zu Haft verurteilt, wegen Holocaust-Leugnung. Ströbele schließlich wird wohl einstmals im Bundestag beerdigt werden, mit einer Pace-Fahne auf dem Sarg.
Das eigentlich spannende an dem Film: Jedem seiner Protagonisten nimmt man ab, von sich zu glauben, stehts derselbe geblieben zu sein. Sie alle empfinden sich offenbar als prinzipientreu und nicht etwa als Seitenwechsler oder gar Opportunisten. Trotz oder gerade wegen der so unterschiedlichen Biographien.