ZEIT: Halten Sie die israelische Bedrohungsanalyse nur für Einbildung oder Paranoia?Hier lang
Barenboim: Nein, die Israelis müssen sich in der Tat verteidigen, aber nur deshalb, weil sie so agieren, wie sie es getan haben und weiterhin tun. Sehen Sie, man kann mit Blick auf die Palästinenser bezweifeln, ob sie wirklich das Existenzrecht Israels akzeptieren und ob sie wirklich mit den Juden zusammenleben wollen. Nur hat das, anders als eine verbreitete israelische Interpretation unterstellt, mit den Nazis und dem Holocaust nichts zu tun. Wenn ein Palästinenser, dessen Familie ein Haus in Jaffa oder in Nazareth seit dem 11. Jahrhundert besitzt, nun nicht mehr das Recht hat, dort zu leben, und dieser Mensch hasst dann die Israelis – das hat doch mit Adolf Hitler nichts zu tun.
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ZEIT: Die israelische Politik sagt: Wir haben keine Partner auf palästinensischer Seite.
Barenboim: Meinen Sie, die Palästinenser haben einen Partner? In Palästina haben Sie Fatah und Hamas, und Sie haben den dritten Weg der Mubadara, geleitet von einem Politiker wie Mustafa Barghouti, der sagt: "Widerstand, aber ohne Gewalt". Einen dritten Weg, einen Mustafa Barghouti – das gibt es in Israel nicht. Wenn es so weitergeht, sind die Tage von Israels Existenz gezählt. Die demografische Entwicklung zeigt uns, dass die Juden nicht in der Mehrheit bleiben werden. Was dort passiert, das ist Apartheid, das ist nicht haltbar. Und was mich wirklich wütend macht, ist, dass viele israelische Regierungen, nicht nur die jetzige, davon überzeugt sind, sie hätten das Recht, Leute umzubringen, weil sie Israels Existenzrecht nicht anerkennen. Das kann doch nicht sein.
Daniel Bahrenboim stellt die richtige Frage
Ich wusste nicht, dass der Mann so klug ist. Unbedingt das ganze Interview lesen!