Facepalm-Overflow

So viele Facepalms wie ich bräuchte gibt's gar nicht. Nicht, wenn über (die deutschsprachige) Wikipedia diskutiert wird. Splatter Onsight hat mal nen schönen Artikel zum Thema gemacht. Aufhänger ist der Donauturm in Wien und die Frage, ob es sich dabei nur um einen Aussichtsturm oder auch (und in erster Linie) einen Fernsehturm handelt. Die Frage ergibt sich deswegen, weil der Turm nie TV übertragen hat. Jedoch scheint er alle baulichen Charakteristika mit unbestrittenen Fernsehtürmen zu teilen. Insofern ist die Frage, ob es eine Baukategorie "Fernsehturm" gibt oder nicht, und, falls das der Fall ist, ob auch ein nicht als Übertragungsstation genutzter Turm so genannt werden darf.

Nach undiplomatischen (u.a. Einsatz von Sockenpuppen), aber zähen Kämpfen hat der Hobby-Fernsehturmexperte, der den Donauturm gern zum Fernsehturm erklären wollte, das Schlachtfeld entnervt verlassen. Grund war wohl auch, dass eine Wikimedia-Tussi nach 2-wöchigem Rechercheaufenthalt in der Bibliothek irgendwann undemokratisch den Donauturm zum Nur-Aussichtsturm erklärt hat.

Die wirklich interessanten Sachen findet man aber ja immer im Forum. Einen Eintrag darf man dem geneigten Leser wirklich nicht vorenthalten. Dabei handelt es sich um ein Zitat der erwähnten Admin:
Rein bautechnisch und aus Sicht eines Statikers gesehen, entspricht der Donauturm als Bauwerk anderen (unbestrittenen) Fernsehtürmen, daher erscheint er hier wohl ganz zurecht. Wie der Verfasser aber auf die Idee kommt ihn dann auch noch explizit als Fernsehturm zu bezeichnen, bleibt weiter unklar.
Wie meistens geht es ja bei solchen Diskussionen um die Wahrheit™. Die (deutsche) Wikipedia will halt wahr sein, und dazu soll auf wissenschaftliche Quellen zurückgegriffen werden, Primärquellen gelten nicht. Wie man an diesem Beispiel aber schön sehen kann, ist das Label "wissenschaftlich" nur so viel wert wie die Person, die es kompetent anwendet. Denn letztlich geht es um Fragen, bei denen es entweder auch in der Fachwelt keinen Konsens gibt, oder die Anerkennung eines Experten/einer Quelle als Autorität in Frage steht. (Ab wann ist ein Buch wissenschaftlich genug?)

Ein gewisser Kamillo hat sich mal seine Wikipedia-Leidensgeschichte vom Herzen geschrieben und einen nicht zu übersehenden Hinweis auf den betreffenden Artikel dagelassen. Es ging dabei um ein indonesisches traditionelles Musikinstrument, das der Benutzer selbst spielt. Leider, leider hatte er nicht für jede Aussage eine wissenschaftliche Quelle zur Hand. Gründe: Man kann schlichtweg nicht jeden Scheiß "wissenschaftlich" belegen, eine indonesischsprachige Quelle nützt nicht viel, und - Schock! - auch wissenschaftliche Quellen können glatt falsch sein. Die Diskussion um diesen Artikel zeigt wundervoll, dass starre Regeln nicht viel bringen. Dazu noch ein Umgangston seitens der Admins, der einen zum Briefbombenbastler werden lassen könnte. Meine Highlights:
Hier stimmen wieder ein paar Dinge nicht ganz. Aber mir fehlen Lust und Zeit ins Detail zu gehen.  
Du hast keine Bedingungen zu stellen, Bedingungen ergeben sich aber aus den Regeln der Wikipedia. Schon deshalb wird sich der Artikel noch ziemlich verändern.
Kamillo, du stellst meine Geduld auf die Probe. Wie du einen Kilometer weiter oben auf dieser Seite sehen kannst, liegen zwischen meiner ersten Ansprache und dem Einfügen des Überarbeiten-Bausteins 7 Wochen. Ich wollte dir die Chance geben, ungestört den Artikel zu überarbeiten.
Aber solche Sprüche darf man als Autor nicht überinterpretieren:
Hier haben sehr viele Leute es mit Dir gut gemeint, die an der Qualität des Artikels interessiert sind und Dich als Autor gerade nicht vergraulen wollten.
Das Ministerium für Wahrheit hat gesprochen.