Erstmal rege ich mich über Apple auf. Wirklich komisch: Obwohl ich noch nie einen besessen habe, war mir früher Apple irgendwie sympathisch. Besser als Micro$oft, vom vorauseilenden Ruf der grandiosen Usability ganz abgesehen. Aber das hat sich gründlich geändert. Natürlich ist mir M$ immer noch viel zu groß, ich mag das einfach nicht, wenn ein Unternehmen so viel Marktmacht hat. Aber das selbe gilt bekanntlich auch für Google. Bei Apple sind es nicht nur die Preise, die ich - euphemistisch ausgedrückt - recht faszinierend finde. (Ich habe neulich mal für eine Freundin nachgeschaut, was verschiedene Neuanschaffungslösungen kosten würden. Kurz: Für den Preis EINES vernünftigen MacBooks kann man sich ein Netbook, einen wirklich guten Laptop, eine Dockingstation und einen großen Zweitbildschirm kaufen.) Nee, also: Es sind vor allem Storys wie diese hier. Kennt jemand noch Steve Wozniak? Der hat mal Apple mit gegründet, vor vielen vielen Jahren. Auf jeden Fall hat ihm ein Apple-Ingenieur für zwei Minuten das neue iPad gezeigt - kurz nach Mitternacht, am Tag der iPad-Markteinführung. Dafür hat man den armen Kerl gefeuert. Gut, ist besser als Kinderarbeit.
Sooo. Jetzt rege ich mich über die Mainstream-Medien auf. (Irgendwie alles ziemlich aufregend heute.) In Ägypten gibt es ein Webportal, Islam Online. Die Geldgeber sitzen im beschaulichen Katar und gehen, ungestört vom Weltgeschehen, ihren erzkonservativen Fantasien nach. Die Belegschaft von Islam Online ist da ein bisschen anders drauf, vielleicht der Geist der großen Stadt. Jedenfalls liegt ihnen an einem modernen, liberalen etc. Islam. Das wollen die Geldgeber nicht, deswegen ist gleich mal die ganze Belegschaft in den Ausstand getreten. Wir sehen: Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Islam gibt es sehr wohl. Und das wir davon mehr direkt als indirekt betroffen sind, muss ich wohl kaum ausführen. Interessiert das wen hier? Nö. Die einzige Meldung gab's bei Telepolis (wo ich es auch her habe). Ich nehme mal an, sie selbst sind über den Guardian draufgekommen. So sieht guter Journalismus aus!1!!
Bank sein ist auch nicht mehr das, was es mal war. Obama will ja die Regulierungen am Finanzmarkt wieder straffen, wenn auch nicht so weit, wie es - meiner Meinung nach - wirklich sinnvoll wäre. Aber bereits das wenige stößt natürlich auf unerbittlichen Widerstand. Jetzt hat die Wall Street alle Truppen in Bewegung gesetzt, um Stress zu machen und das Gesetz zu Fall zu bringen. Auch wenn Zeitgenossen aus dem "Change-we-can-believe-in"-Gespotte nicht mehr rauskommen: Das ist ein schönes Beispiel dafür, unter welchen verschärften Bedingungen Obama operieren muss.
Nicht, dass jetzt einer denkt, ich halte den Obama für einen Gutmenschen. Der Mann hat sich überlegt, dass Rumsfelds Raketen-Spinnereien doch eine tolle Idee war und man das Programm wieder aufnehmen könnte. Es geht darum, interkontinentale ballistische Raketen (ICBMs) mit konventionellen Sprengköpfen auszustatten und damit - sagen wir mal - Terroristen zu ärgern. Offensichtliches Problem: Damit fängt man nur zu leicht den dritten Weltkrieg an. Woher weiß denn der Wladimir an seinem Bildschirm, dass die Minuteman grade nach Kandahar reist und nicht nach Krasnojnarsk? Tut er nicht, deswegen hat der Kongress auch Jahr für Jahr Haushaltsmittel für diese Kindereien verweigert. Schade eigentlich, dass nicht mehr Rumsfeld selbst für das Projekt wirbt. Seine Argumentation war, nun, etwas unkonventionell: "Everyone in the world would know that [the missile] was conventional after it hit within 30 minutes." m(
Wo wir gerade bei US-Präsidenten sind: Bill Clinton tut's alles leid. Nein, ich finde, es beweist wirklich Größe, Fehler in dem Ausmaß zuzugeben, wie er das jetzt tut. Wirklich komisch nur, dass das in Meldungen hier ja eher nicht so rumkommt. Aber dann müsste man ja was anderes als Spam-o-matic lesen. Brrr.
Zum Abschluss noch was aus der Gruselecke, der Suizid-Wald am Fuß des Mount Fuji nämlich. (Achtung: Vor dem Betrachten der Bilder erst herumlaufende Kinder entfernen, für Traumata wird keine Haftung übernommen.) Aokigahara, Meer der Bäume, heißt das Grundstück. Wegen einer Erwähnung in einem extrem bekannten Roman und der passenden Stimmung haben sich seit 1950 mehr als 500 Leute dort umgebracht. Irgendjemand muss dann loslaufen und die Leichen einsammeln. Das macht die örtliche Feuerwehr einmal im Jahr. Aus der Luft sieht es nicht mal so groß aus. Aber am Boden kann man sich wohl extrem gut verlaufen, weil alles sehr eintönig ist und die Bäume sehr schallisolierend wirken.