Fazit: Es gibt keinen nachgewiesenen schädlichen Einfluss. Und es ist völlig unsinnig, zu zensieren, zu sperren, zu verbieten: Pornographie wird immer leicht zugänglich sein, schon allein deswegen, weil sie so verbreitet ist. Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) etwa verbietet pornographische Angebote, sofern sie Personen unter 18 Jahren zugänglich sind (§ 4, Absatz 2). Daher müssen die Anbieter dafür sorgen, dass nur Erwachsene Zugang zu diesen Angeboten erhalten.
Der Gedanke hinter solchen Verboten: Pornographie schadet, irgendwie. Heranwachsende sollen nicht in der Lage sein, ihre Entwicklung selbst zu steuern und würden von pornographischen Angeboten in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Das schien mir zumindest in Ansätzen plausibel. Allein die empirische Evidenz gibt das nicht her.
Stattdessen zeigte sich nach Durchsicht der vorhandenen (wenigen) Studien (Seite 69f, auch Seite 101):
- Wer Pornos sehen will, tut das. Wer das nicht will, unterlässt es.
- Pornographie kann den Vereinzelungstrend unserer Gesellschaft zwar unterstützen. Jedoch wird sie gewöhnlich nicht allein, sondern in Gruppen konsumiert.
- Die sexuellen Darstellungen in pornographischen Werken haben keinen Einfluss auf sexuelle Präferenzen oder Wünsche. Zudem sind solche Darstellungen in der Medienwelt ubiquitär, Pornos sind nur eine Spielart von vielen. Auch Jugendliche verfügen über die Fähigkeit, einzuordnen und zu gewichten.
- Auch beim Konsum von Pornos sehen sich Jugendliche als selbstbestimmtes Subjekt, nicht fremdgesteuertes Objekt.
- Wie andere ältere Nutzer auch sind Jugendliche zur differenzierten Meinungsbildung über das Konsumierte in der Lage.
Zentral scheint mir folgender Gedanke: "(Nur vordergründig) geht es beiden Seiten (Befürwortern und Gegnern) um Pornografisches. Hintergründig geht es um Wertsysteme, Moralvorstellungen und speziell um Einstellungen zur Sexualität einschließlich deren mannigfaltigen Varianten." (S. 75) Nur wenn man Menschen überhaupt eine Kompetenz zutraut, wichtige Lebenssachverhalte eigenverantwortlich steuern zu können, wird man Prof. Starke zustimmen, wenn er sagt: "Die jüngeren wie die älteren jungen Leute sprechen sich gegen ein Verbot nicht deshalb aus, weil sie die Angelegenheit nicht überschauen würden, sondern weil sie sie durchschauen." (S. 88) Trauert man hingegen dem paternalistischen Staat nach, der seine Bürger niemals in die Mündigkeit entlässt, wird man sich niemals zu echtem verantwortlichem Handeln durchringen können: Menschen die Freiheit zuzugestehen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.