Wollte ich auch grad fragen

Es ist mir ein Rätsel, wieso immer noch Leute Apple-Produkte kaufen. Was muß passieren? Muß Steve Jobs persönlich zu euch nach Hause kommen und aufs Sofa kacken? Oder würdet ihr das auch noch wegdiskutieren?
Aber der hier kam mir natürlich zuvor. 

Star Dreck

Im Land des unbegrenzt verweigerten Arbeitsschutzes

Aus Gründen habe ich für eine andere Publikation diesen Artikel geschrieben, den ich natürlich meinen treuen Lesern noch weniger vorenthalten kann als den anderen. Ebenfalls aus Gründen habe mich am Pseudo-Recherche-Stil des Spiegels vergriffen, einfach nur aus Spaß an der Freud. Auch hierfür bitte ich um Vergebung.
Kurz nach drei Uhr nachmittags tritt Patrick Hilbert seine Schicht in der Upper Big Branch-Kohlemine an. Draußen scheint die Sonne am wolkenlosen Himmel, es ist fast zu warm für einen Frühlingstag. Drinnen, im Schacht, zeigen die elektronischen Messgeräte nichts Ungewöhnliches, normale Grubenluft. Hilbert läuft in den Schacht und wird nach hundert Metern von einer Welle kühler Luft und Staub getroffen. Noch ahnt er nicht, dass sich tief im Innern der Mine eine gigantische Explosion ereignet hat. Als die Rettungsmannschaften ihre Arbeit nach vier Tagen einstellen, sind die Leichen von 29 Bergleuten geborgen. Auslöser ist vermutlich eine Methangasexplosion.
Der Betreiber der Mine, Massey Energy, ist in der Branche berüchtigt. Das Unternehmen zahlt jährlich sechsstellige Summen wegen Sicherheitsverstößen. Ein langjähriger Vorarbeiter der jüngsten Unglücksmine sagte der New York Times, dass es seit Anfang des Jahres immer wieder zu gefährlichen Gaskonzentrationen kam. Ein alter Schacht war nur mit Müll und Gerümpel „versiegelt“ worden, statt ihn fachmännisch abzudichten. Mehrmals mussten deswegen schon große Abschnitte des Berkwerks geräumt werden. Masseys schlechter Ruf ist nicht auf laxen Umgang mit Sicherheitsvorschriften begrenzt. „Union Busting“ heißt die Bekämpfung von Gewerkschaften im eigenen Unternehmen mit allen Mitteln, illegale eingeschlossen. So musste das Unternehmen letztes Jahr 85 Bergleute wieder einstellen, die laut eigener Aussage wegen ihrer Gewerkschaftsarbeit aus der Firma gemobbt wurden. 
Die Bergleute wissen: Wer mit der gefährlichen Arbeit Untertage eine Familie ernähren muss, überlegt es sich zweimal, ob er laut über die (vermeidbaren) Gefahren spricht. Nur der Rückhalt einer großen, schlagkräftigen Organisation kann verhindern, dass Arbeiter nicht gegeneinander ausgespielt und ihre Beschwerden ignoriert werden. Wie dringend ein solcher Rückhalt ist, hat letzte Woche eine andere schreckliche Katastrophe gezeigt. Im Golf von Mexiko explodierte eine Ölbohrinsel, 11 Menschen konnten die Plattform nicht rechtzeitig verlassen. Auch hier sind massive Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften seit Jahren bekannt.

Als die Schwachen ihre Stimme verloren

Aus Gründen habe ich für eine andere Publikation diesen Artikel geschrieben, den ich natürlich meinen treuen Lesern nicht vorenthalten kann. Ich hoffe, man verzeiht den bisweilen pathetischen Stil.

Wenn heute Arbeitnehmer Unterstützung bei einer Gewerkschaft suchen, kann man ihnen nur viel Glück wünschen und sie damit aufmuntern, immerhin nicht in einer römischen Kupfermine versklavt zu sein. Seit über 5 Jahren fährt etwa Verdi eine massive Lidl-Kampagne: Die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft prangert die massive Beschneidung der Mitarbeiterrechte, die geringe Entlohnung und die Bespitzelung der Angestellten an. Im Streit um Gewerkschaftsarbeit in den Filialen des Discounters musste sich Verdi nun auf einen Vergleich einlassen. Zweimal im Monat darf nun um Neumitglieder geworben werden, jeweils für 30 Minuten. Erfolge sehen anders aus. Wahrscheinlich sieht Verdi das auch selbst so, eine Pressemitteilung gab man lieber nicht heraus. Sogar die Tageszeitung „Die Welt“, der man gewiss keine übertrieben linke Haltung nachsagen kann, kondoliert: „Was sich wie ein Witz anhört, ist für die Gewerkschaft immerhin ein Etappensieg.“ Wohlgemerkt: Hier geht es nicht um ein politisches Großprojekt, sonder lediglich um die Erfüllung gesetzlicher Mindestanforderungen. Egal ob es sich um Agenda 2010 oder Mindestlohn handelt, ob über Ausweitung der Teilzeitarbeit oder den Bologna-Prozesses an den Hochschulen diskutiert wird: Die Gewerkschaften scheinen ihre Gestaltungskraft verloren zu haben.
Nicht nur neoliberale Marktschreier läuten den Gewerkschaften das Totenglöcklein. Ein Blick auf deren Mitgliederzahlen lässt selbst Optimisten schaudern. Während der Deutsche Gewerkschaftsbund nach der Wiedervereinigung noch fast 12 Millionen Menschen organisierte, sank diese Zahl bis letztes Jahr auf nur noch etwas über 6 Millionen. Das entspricht der Mitgliederzahl des (westdeutschen) DGB in den Nachkriegsjahren! Es ist bedenklich genug, dass die Menschen den Arbeitnehmerorganisationen in Scharen davonlaufen (oder erst gar nicht eintreten). Für schlimmer halten Beobachter den Umstand, dass in neuen Branchen und alternativen Beschäftigungsformen anscheinend nicht einmal versucht wird, großflächig präsent zu sein und neue Mitlieder zu werben. Es ist, als hätte eine der mächtigsten politischen Kräfte die Wandlung zu Dienstleistungsgesellschaft verschlafen, ganz nach dem Motto: Was Tradition ist, muss richtig bleiben!
In keiner politischen Grundsatzdebatten der letzten Jahre hatten die Gewerkschaften mehr etwas zu melden. Die grundsätzlich berechtigte Sorge um Entlohung und Arbeitszeiten für die etablierten Mitglieder scheint so hoch gewesen zu sein, dass sich in der Gewerkschaftsführung niemand mehr für die große Richtung interessieren konnte. Und wo sich doch jemand zu Wort meldete, wurde überdeutlich, dass Gewerkschaften die ideologische Lufthoheit längst verloren haben. Angesichts der unglaublichen Zustände bei den Discountern kann man entsprechende Gewerkschaftsaktionen nur als PR- und Marketingdesaster beschreiben. Man hat sich dem Luxus hingegeben, selbstgewiss die eigene Rolle als institutioneller Sozialpartner nicht in Frage zu stellen. Angesichts einer sich dramatisch wandelnden Gesellschaft eine Torheit. Während draußen die neuen Themen Verkehr, Ökologie und Agenda 2010 diskutiert wurden, begnügten sich drinnen die Gewerkschaftsführer mit dem Verweis auf eine - unzweifelhaft - große Vergangenheit. Wo ist die Kampagnenfähigkeit geblieben? Warum wirbt man nicht offensiv um neue Mitglieder? Ist ein Verband, der immer noch 15% der in Deutschland Beschäftigten repräsentiert, mit aktiver Zukunftsgestaltung statt Rückzugsgefechten wirklich überfordert?
Auch wenn es sich erst auf den zweiten Blick zeigt: Die aktuelle Weltwirtschaftskrise ist eine einmalige Chance, von den Totgesagten wiederaufzuerstehen. Auf absehbare Zeit ist der Neoliberalismus gründlich diskreditiert. Was die Linke immer wieder betont hat - Privatisierung von Gewinnen, Sozialisierung von Verlusten - ist für viele nun offensichtlich geworden. Der fortwährende Verweis auf Notwendigkeiten des Systems hat sich als lächerlich erwiesen. Der Kaiser ist nackt. Jedoch sehen sich viele Menschen nicht in der Lage, ihren politischen Ansichten Gewicht zu verleihen. Weder individuell noch organisiert scheint es eine Möglichkeit zu geben, unsere Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Genau dieses Angebot könnten die Gewerkschaften machen. Sie können sich wieder auf das besinnen, das sie einst gewesen sind: Eine starke Stimme der Schwachen.

Massenschläue

Bin ja so ein begeisterter Kommentarleser. Da stehen oft die schlauesten Sachen. Heute: Griechenlands Sparprogramm, erschienen auf der von mir eigentlich geschätzten, in letzter Zeit aber zunehmend trashigeren zeit.de. Der Anreißer liest sich jedenfalls so:
14. Monatsgehalt ade! Die Griechen müssen vom lieb gewonnenen Komfort Abschied nehmen. Renten und Einkommen sollen sinken, die Steuern auf nahezu alles dagegen steigen.
Man kann sich vorstellen, wie's weitergeht. Die pösen Griechen müssen sparensaprensparen. Die Kommentatoren sehen die Sache etwas differenzierter:
Mal eine dumme Frage:
Die FDP probagiert immer Steuersenkungen als Allheilmittel. Wenn man mit Steuersenkungen also wirklich mehr einnehmen würde, warum ist dies dann in Griechenland nicht auch DAS Mittel?
Wahrscheinlich weil sich auch kein Ertrinkender an einem Stein festhalten würde, oder?

Und ich habe Filmaufnahmen gesehen wo ein Grieche auf einer fetten Luxusjacht durch die Gegen gondelte! (Onassis hies der glaub ich.. Von wegen : Arme Fischer und so--)
Und dieser Regierungschef der hat ja sogar genug Geld um mit dem Flugzeug direkt von Griechenland in andere Länder zu fliegen!

Und da die Presse sich standhaft weigert, mal Licht in diese elendigen Vergleiche der Rentenniveaus zu bringen, bleibt es dem Leser überlassen, eine Rechnung aufzumachen. (...)

Das Austeritätsprogramm ist ungerecht und wird scheitern:
zunächst einmal werden diese unter deutschem Druck von der EU und dem IWF erzwungenen Austeritätsprogramme das Gegenteil dessen bewirken, was gewollt wird: Nämlich eine tiefe Rezession, die möglicherweise auf die anderen schwächeren EURO Staaten im Süden und Osten greift, und anschließend auf Deutschland selbst als exportabhängige Wirtschaft. Auch der Zusammenbruch der EURO Zone steht im Raum (siehe u.a. Paul Krugmann).

Ich finde es wirklich peinlich und unangemessen, wie hier von manchen über die "armen Griechen" gespottet wird. Natürlich gibt es ein paar Bosse und hohe Tiere, die viel Geld und schöne Jachten haben, und jaja, in Deutschland gibt es auch kein 14. Monatsgehalt und die Prozentangaben, wieviel vom Lohn gezahlt wid, auch Rente und so... Da sollte man nicht vergessen, auch mal absolute Zahlen zu nennen.

Nein, ehrlich, finde ich krass. Vielleicht sind Leute nicht immer sooooo doof, wie ich mir das vorstelle. (Dazu übrigens auch Stefan Niggemeiers heutigen Eintrag.) Vielleicht schneidet das mal auch jemand von der Presse mit. Zeit wird's.

Sprachwandel

Zwei Dinge finde ich spannend an diesem Eintrag:


Erstens wird "episch" wieder verwendet, natürlich von "epic fail" etc. Na gut, ich weiß nicht, ob das jemals so war, oder ob das mal nicht so war. Wahrscheinlich müsste man da mal ne schlaue Google-Abfrage machen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man vor 10 Jahren ein Ereignis "episch" nennen konnte, ohne sehr sehr schief angeschaut zu werden. Zudem hat's auf englisch begonnen, hat auch im deutschen Sprachgebrauch noch als "blabla 'epic' blabla" funktioniert, und jetzt kommt die Übersetzung. Bin gespannt, ob das auf den Chat-Bereich beschränkt bleibt oder auch auf persönliche Unterhaltungen übergreift.

Zweitens ist es doch faszinierend, wie beliebig Konzepte benannt werden könnten. (Für Nicht-Eingeweihte: "404" ist der http-Fehlercode für einen Zugriffsversuch auf eine nicht vorhandene Seite, "403" für einen verweigerten Zugriff.)

Ok, das waren jetzt alles keine tiefschürfenden Gedanken, aber ich wollt's mal aufschreiben. Wo ist ein Linguist wenn man einen braucht?

ps. Fragt nicht warum, aber in letzter Zeit sehen bei Google die jpgs und pngs und ich weiß nicht was noch episch beschissen aus.

Ich bin zu 100% ein Mann!

Ich glaube, das zugrunde liegende Thema habe ich schonmal erwähnt: Um die Link-Farbe von bereits besuchten Seiten ändern zu können, sendet der Browser die History. Ich muss zugeben, mir ist nicht wirklich klar, warum das nicht lokal gehen soll. Muss was mit dem CSS zu tun haben. Heißt ja nicht umsonst CSS History Hack.

Nun gibt es Angaben über die großen Websites, in welchem Verhältnis männliche zu weiblichen Besuchern stehen. Eine Seite wie gizmodo.com ist mit einem Verhältnis von 2.08 heftige Männerdomän: Auf 52 männliche Besucher kommen nur 25 weibliche. Wenn man mit einem JavaScript-Skript nun die eigene History ausliest, kann man die Wahrscheinlichkeit angeben, dass die Person männlich oder weiblich ist. Geht so:

1 / (1 + Verhältnis(Website_1) + Verhältnis(Website_2) + ... + Verhältnis(Website_n))

Dank dieser Analyse kann ich nun mit Fug und Recht behaupten:


Hab ich's nicht immer gesagt?