Polizeigewalt

Ich kommentiere das mal nicht, das hat gulli schon getan. Nur so viel: Irgendwie nicht überraschend, dass in der Mainstream-Presse kein Wort darüber verloren wurde.

Ich lolierte

Programmierer und seine Frau.
Sie: Schatz, wir haben kein Brot mehr, könntest du bitte zum Supermarkt gehen und 1 holen? Und wenn sie Eier haben, bring 6 Stück mit.
Er: Klar Schatz, mach ich!
Nach kurzer Zeit kommt er wieder zurück und hat 6 Brote dabei.
Sie: Warum nur hast du 6 Brote gekauft?!?
Er: Sie hatten Eier.

Lang nicht mehr gehört


Randnotiz
Das Lied scheint mir die weit verbreitete Auffassung zu widerlegen, damals™ hätte keiner über die Gefahren des Rauchen Bescheid gewusst.

Der Anschluss des Vatikan

Wie lang sind zwanzig Jahre? Birken in den Dachrinnen, Müll im Hinterhof, ein paar Wartburgs und Trabis am Straßenrand: Spazierte einer der heutigen Bewohner der Neustadt durch sein Stadtviertel, nachdem ihn eine Zeitmaschine im Jahr 1990 abgesetzt hätte, er dürfte seinen Augen kaum trauen.

Damals war das Viertel der Abrissbirne nur knapp entkommen. Obgleich vom Krieg verschont, war der DDR-Führung mehr an der Schaffung preiswerten neuen Wohnraums gelegen als an kostspielige Investitionen in historische Bausubstanz. Die Neustadt sollte nur noch „abgewohnt“ werden, bis man endlich Zeit und Mittel fände, auch auf der nördlichen Elbseite Plattenbauten zu errichten.

Bequem war das Wohnen zwischen Bautzner Straße und Bischofsweg jedenfalls nicht. Kohleheizung, Klo auf halber Treppe, die Badewanne (immerhin!) in der Küche. Aber man hatte seine Ruhe vor dem durchorganisierten sozialistischen Alltag, als Musterviertel taugte die frühere Antonstadt nicht. Zudem war Wohnraum in der DDR chronisch knapp. In der Neustadt ließ sich zur Not ein Haus besetzen und leidlich herrichten. Und deswegen kamen sie, die Unruhegeister, die Anarchisten, Studenten natürlich, und gestalteten zusammen mit dem Alteingesessenen ein Viertel nach ihren Vorstellungen. Kneipen wurden nach Gutdünken eröffnet, da wo eben Platz war. Bunt und chaotisch sollte die Welt sein.

So wie ihr Stadtteilfest, die Bunte Republik Neustadt. Die Idee wurde in der wilden Wendezeit geboren, natürlich während eines abendlichen Umtrunkes. Im Gegensatz zu anderen schrägen Einfällen wurde dieser in die Tat umgesetzt: Drei Tage wird die Neustadt eine unabhängige Republik sein, mit einem Monarchen als Staatsoberhaupt. Wozu auch Wahlen? Wenn die wirklich etwas veränderten, wären sie längst verboten. Das politische Programm enthielt die Forderung, den Vatikan anzuschließen.

Unser Zeitreisender steigt wieder in seine Maschine. Am Martin-Luther-Platz klettert er hinaus, reibt sich verwundert die Augen. Ist das immer noch das selbe Viertel? Kaum ein Haus unsaniert, Kinderwagen regieren den Bürgersteig, ein BMW fährt vorbei.

Was ist passiert? Stadtgeographen nennen das „Gentrifizierung“. In einer grundsätzlich attraktiven Lage - am besten Gründerzeitviertel, Park um die Ecke, zentral gelegen - bereiten „Pioniere“ den Boden. Studenten, Künstler und sonstige übliche Verdächtige werden von günstigen Mieten angelockt. Alternative Kneipen und innovative Clubs sorgen für Unterhaltung, das junge und ungebundene Publikum für regen Besuch. Aus den Studenten werden Berufstätige, die ihren Stadtteil nicht verlassen wollen. Das bringt Investoren auf den Plan. Die können jetzt mehr für sanierte Häuser verlangen. Wer nicht zahlen kann, wandert in die städtischen Randbezirke ab. Mit der äußeren Veränderung kommt die soziale Umwälzung.

In der Neustadt ist das nicht so brutal abgelaufen wie im Hamburger Schanzenviertel oder auf dem Prenzlauer Berg. Sicher wird es nicht dazu kommen, dass Neureiche ein ganzes Quartier von seinen ehemaligen Bewohnern übernehem, sich also die soziale Zusammensetzung völlig verändert. Wenn man so will, wird die Neustadt vielleicht nicht den Vatikan anschließen können. Immerhin vermag aber auch der Vatikan nicht, die Neustadt zu unterwandern. Hausbesetzungen hat das Viertel lange nicht mehr gesehen, und wer auf wirklich günstigen Wohnraum angewiesen ist wird schwerlich etwas finden. Aber ein Teil vom Echten, Wilden, Anarchischen ist doch geblieben. Der Vatikan hat nicht gesiegt.

Wer's kennt darf sich 1337 fühlen

4-stellige Primzahlen und ihre Permutationen

Nichts interessantes, bitte weitergehen ... Nur interne Dokumentation.

Wen's trotzdem interessiert: Es kam mal die Frage auf, ob es eine vierstellige Primzahl gibt, deren Permutationen ebenfalls Primzahlen sind. Konnte sich keiner vorstellen. Tatsächlich gibt es deren 992, wobei nur vierstelle Permutationen mitgezählt wurden (also z.B. nicht 19). Einige haben sogar 11 Permutationen (von 24 möglichen) die ebenfalls Primzahlen sind. Ööööhhm. Ich bin ein bisschen doof. Eine vierstellige Zahl hat ja 4! = 24 mögliche Anordnungen. Damit die Grundidee zutrifft, müssten alle Permutationen ebenfalls Primzahlen sein. (Ist irgendwie offensichtlich, aber nicht für mich beim Aufschreiben.) Maximale Anzahl von Permutationen, die auch Primzahlen sind, ist aber 11, nicht 24. Also war's nix.

Immerhin habe ich mal wieder festgestellt, dass Matlab bei Matrixoperationen absolut unschlagbar ist. Nicht nur ist das Ding wirklich fix, es gibt einfach jede Menge saucoole Funktionen, die das Arbeiten sehr erleichtern. Zum Beispiel jeden erdenklichen Kram für Permutationen oder den unique-Operator, der aus einer Matrix alle Dubletten rauskramt.

Blaue Linien sind Primzahl-Permutationen >= 1000, schwarze Linien < 1000. Tschuldigung für die hässliche Graphik, Google ist schuld.

(Diese Angabe ist natürlich immer noch ohne Gewähr. Ganz sicher habe ich mich auch irgendwo im Code verschrieben.)

LaTeX: Floats

Floats in LaTeX sind immer ein Grund für Kopfschmerzen.
Perhaps its useful at this point to delve just a bit into the mechanism LaTeX uses to determine where a float goes.

There are several integer-valued registers (called counters in TeX jargon) that limit the number of floats on a page: the number at the top, the number at the bottom, and the total. In addition, there are limits on the fraction of a page that can be occupied by floats — again, at the top and bottom separately, as well as the page as a whole.

If there are too many floats to fit on a page, LaTeX pushes them on to the next page, and the next; eventually, floats may end up at the end of the document. If the [p] option has been provided to individual figures and tables, they may be pushed together onto a “float page” that has no text. But even here, the defaults are stingy about the amount of space taken up.

The result is often that some individual float is too big to go anywhere, and so migrates to the end of the document. Unfortunately, the rule that says all figures must appear in sequential order (and a similar rule for tables) means that the single offender sweeps away everything that should follow it.
von hier

Man meint ja auch, die Option here würde helfen. Tut sie nicht.

Many people find L A TEX’s float placement specifiers too restrictive. A Commonly Uttered Complaint (CUC) calls for a way to place a float exactly at the spot where it occurs in the input file, i.e., to not have it float at all. It seems that the [h] specifier should do that, but in fact it only suggests to L A TEX something along the lines of “put the float here if it’s OK with you”. As it turns out, L A TEX hardly ever feels inclined to actually do that. This situation can be improved by judicious manipulation of float style parameters.
Abhilfe schafft das Paket float. Da kann man ein [H] spezifizieren, und gut ist. UND DAS FUNKTIONIERT WIRKLICH.

Der wahre Grund

Querverweise

Erinnert sich noch jemand an Second Life? Der Spiegel hatte da nicht nur ne Titelgeschichte, sondern tatsächlich Storys über einen eigenen Avatar namens "Sponto". Und nu? Aus die Maus. Linden Lab, die Firma hinter dem ganzen Käse, entlässt ein Drittel der Mitarbeiter. Da schreibt der Spiegel jetzt nichts mehr drüber, komisch aber auch.

Viele Menschen wollen BP jetzt helfen, die Botschaft der Marke BP zeitgemäßer zu gestalten. Was könnte da besser sein als ein neues Logo?

Fußballer-Interviews finde ich meistens langweilig. Die Typen sind Strunz-dumm und lassen ihre eingeübten Interview-Sprüche ab. Hier ist mal eine Unterhaltung zwischen Interviewer und Fußballer, die den Namen auch verdient: "Löws Neuer". Scheint ein cooler Typ zu sein.

Ein Nachrichtenthema, das wie jedes Jahr untergeht: Die Bilderberg-Konferenz. Ist ein krasses Teil, über das halt kaum berichtet wird, am ehesten findet man was in Blogs.
Die sogenannten Bilderberg-Konferenzen finden seit 1954 jährlich an wechselnden, möglichst geheim gehaltenen Orten statt. Angeblich sind die Treffen rein privater Natur, doch wenn die Mächtigen aus Wirtschaft und Adel Politiker zum geheimen Gespräch laden, wundern sich auch Menschen, die keinen Verschwörungstheorien anhängen.
Der Hammer: Die Zeit ist auf's engste mit dieser Konferenz verbunden, schreibt aber keine Zeile darüber.

IsraelIsraelIsrael. So langsam nervt es. Aber ich muss meinen dokumentarischen Pflichten nachkommen, da spielen meine Befindlichkeiten keine Rolle. Hier geht's zu den Fotos von verprügelten israelischen Soldaten. Jawoll, die sehen ordentlich vermöbelt aus, Platzwunden und dergleichen. Ich sehe trotzdem keinen Grund, deswegen 9 Zivilisten über den Haufen zu schießen.

So, demnächst zahlen wir eine Haushaltspauschale statt der bisherigen gestaffelten GEZ-Beiträge. Hatte ich ja neulich schonmal thematisiert. Komisch, den großen Aufschrei hat's nicht gegeben, das lief eher im Blog-Bereich. Mal zwei Positionen: Die Fernsehkritik hat keinen Bock auf "Pauschale Abzocke", der Spiegelfechter sieht's pragmatischer und freut sich, dass die GEZ bald stirbt. Zumindest hat der Spiegelfechter gute Argumente, die man ruhig durchdenken sollte.

Mal ein paar Takte zu unseren Bundespräsidenten-Kandidaten (den Rennicke lass ich mal unerwähnt, so als Systempresse-Bestandteil). Fangen wir an mit dem Gauck. Da hat sich ja grade im Netz eine veritable Unterstützer-Fraktion zusammengefunden. Dabei ist der Typ voll bescheuert, mal ganz unter uns. Ein richtig neoliberaler Knochen, anti-links bis ins letzte Nasenhaar. Mit Joachim Gauck bekäme Schwarz-Gelb ihren marktradikalen und neoliberalen Spielmacher, was weitreichende Folgen für unseren Sozialstaat und die Schwächsten unserer Gesellschaft nach sich ziehen würde. Der Wulf ist nicht viel besser, ich würde ihn aber vorziehen. Auch wenn er in engem Kontakt mit christlichen Fundamentalisten steht. Zu solchen, bei denen sogar die Evangelische Kirche von Kontakt abrät. Seit Jahren warnen Sektenbeauftragte der evangelischen Kirchen vor dem Kreis, den sie als "fundamentalistische Splittergruppe am äußerst rechten Rand des Protestantismus" verorten. Und dann gibt's ja noch eine Kandidatin der Linkspartei. Die scheint sogar noch bescheuerter zu sein als die beiden anderen, das muss man ja erstmal schaffen. So ist das eben, wenn man "Lukrezia" heißt. Konkret:
Als der Bundestag vor vier Jahren darüber debattierte, ob die Verschärfung des Urheberrechts durch die Einführung einer Bagatellklausel abgefedert werden sollte, die eine Kriminalisierung weiter Teile der Bevölkerung verhindert hätte, wurde dies von Lukrezia Jochimsen im Plenum mit der Begründung abgelehnt, solch eine Bagatellklausel würde "genau das schwächen, was unsere Gesellschaft dringend braucht: das Rechtsbewusstsein, welches geistiges Eigentum respektiert".
Na vielen Dank. Ich geh jetzt in den Keller und schnitz mir meinen eigenen Kandidaten.

Daniel Bahrenboim stellt die richtige Frage

Ich wusste nicht, dass der Mann so klug ist. Unbedingt das ganze Interview lesen!
ZEIT: Halten Sie die israelische Bedrohungsanalyse nur für Einbildung oder Paranoia?

Barenboim: Nein, die Israelis müssen sich in der Tat verteidigen, aber nur deshalb, weil sie so agieren, wie sie es getan haben und weiterhin tun. Sehen Sie, man kann mit Blick auf die Palästinenser bezweifeln, ob sie wirklich das Existenzrecht Israels akzeptieren und ob sie wirklich mit den Juden zusammenleben wollen. Nur hat das, anders als eine verbreitete israelische Interpretation unterstellt, mit den Nazis und dem Holocaust nichts zu tun. Wenn ein Palästinenser, dessen Familie ein Haus in Jaffa oder in Nazareth seit dem 11. Jahrhundert besitzt, nun nicht mehr das Recht hat, dort zu leben, und dieser Mensch hasst dann die Israelis – das hat doch mit Adolf Hitler nichts zu tun.

(...)

ZEIT: Die israelische Politik sagt: Wir haben keine Partner auf palästinensischer Seite.

Barenboim: Meinen Sie, die Palästinenser haben einen Partner? In Palästina haben Sie Fatah und Hamas, und Sie haben den dritten Weg der Mubadara, geleitet von einem Politiker wie Mustafa Barghouti, der sagt: "Widerstand, aber ohne Gewalt". Einen dritten Weg, einen Mustafa Barghouti – das gibt es in Israel nicht. Wenn es so weitergeht, sind die Tage von Israels Existenz gezählt. Die demografische Entwicklung zeigt uns, dass die Juden nicht in der Mehrheit bleiben werden. Was dort passiert, das ist Apartheid, das ist nicht haltbar. Und was mich wirklich wütend macht, ist, dass viele israelische Regierungen, nicht nur die jetzige, davon überzeugt sind, sie hätten das Recht, Leute umzubringen, weil sie Israels Existenzrecht nicht anerkennen. Das kann doch nicht sein.
Hier lang

Die 100jährige Tischtennis-Oma

JMStV: GTFO

Unsere Ministerpräsidenten haben was getan, nämlich etwas beschlossen: Die Novelle des Jugendmedienschutzstaatsvertrages. Unter anderem soll eine Alterskennzeichnung und eine Sendezeitbeschränkung im Internet eingeführt werden.

(Irgendwie erscheint mir das ganze Gebilde noch etwas unwirklich. Mir ist es ein völliges Rätsel, wie man das Wesen der Internetkultur so permanent und vollständig ausblenden kann.)

In jedem Fall ist und bleibt dieses Programm nicht jugendfrei. Um diesen Anspruch noch einmal in aller Deutlichkeit vorzutragen:

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Sorry, musste sein

Israel vs. Palästina, die Kurzfassung

Der 40%-Schwindel

Nur eine kurze Notiz: Geht es um Kinder und Kinderlosigkeit, kommt unvermeidlich das 40%-Argument: 40% der Akademikerinnen seien kinderlos (und müssten deshalb besonders gefördert werden). Wie es scheint, ist die Zahl völliger Müll. Also richtig. So falsch wie das geozentrische Weltbild. Ich finde es ja immer wieder äußerst faszinierend, wie das geht: Dass so eine krasse Lüge sich so lange hält. Nuja, Leute sind halt doof.

Die Wahrheitsbesitzer

LaTeX: Auf der Suche nach dem verlorenen Leerzeichen

LaTeX hat die unangenehme Eigenschaft, Leerzeichen nach Makros zu verschlucken. \LaTeX Text wird also zu \LaTeXText. Grund: Das Leerzeichen nach dem Makro wird als Makro-Ende interpretiert, nicht als Leerzeichen.

Abhilfe schafft xpace, das in LaTeX standardmäßig enthalten ist. Beispiel:
\usepackage{xspace}
\newcommand{\latex}{\LaTeX\xspace}

Things Cannot Be Unseen

Des Volkes Unwille

Nur eine ganz kurze Zwischenbeobachtung: Beim vorgestellten Sparpaket der Bundesregierung scheint sich das ganze Land einig zu sein: Es ist Schrott. Irgendwie explodiert hier der Volksunwille. Ich  habe bisher noch keinen einzigen zustimmenden Artikel gesehen. In den Kommentarbereichen aller Online-Zeitungen (selbst Welt) brennt die Luft. Einige sehen das als den Genickschuss für die Regierung Merkel. Soweit würde ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, aber sie wird mindestens dauerhaft beschädigt.

Let's get it on!

Was soll man sagen ...

Peinlich, aber war: Ich lese ja recht regelmäßig das Beichthaus. Das wollte ich aber nicht wirklich sagen, sondern viel mehr auf diesen Beitrag hinweisen. Auszug:
Ich bin Türsteher und mein Chef gibt mir immer die klare Ansage "Keine Ausländer im Club"! Damit meint er alles was südländisch aussieht. Frauen sind hin und wieder ok. Ich befolge nur zu gern seinen Wunsch und habe aber auch meine Freude daran den Sonnenbankputzern mal ein "Du kommst hier nicht rein!" vor den Latz zu knallen.
Spannend (wie so oft) sind die Kommentare. Die Mehrzahl ist auf Seiten des "Beichters", in aller Regel begründet durch ihre eigenen Erfahrungen. Expemplarisch:
Hm, in meiner letzten Heimatstadt gab es zwei größere Läden, einer mit und einer ohne diese Regelung. Ihr braucht euch nicht fragen, welcher für Massenschlägereien, Polizeieinsätze, Krankenhausaufenthalte und Belastungen der Justiz sorgt. So gesehen sorgt eine solche Regelung also für eine gewaltige Kostensenkung der Steuern. Und schöner ist es auch dort. Also Daumen hoch!
Was soll man sagen? Selbstverständlich hängt einem der offene Rassismus arg zum Hals raus. In Ostdeutschland (außer Berlin, klar) gibt es aber keine vergleichbare Situation. Ich habe also kaum Erfahrung damit. Natürlich kann man darauf verweisen, dass es in erster Linie ein Phänomen der sozialen Schicht ist, nicht der nationalen Herkunft. Gegenargument: Wir wissen nur zu gut, dass sich in einigen ethnischen Gruppen eine Kultur der Gewalt herausgebildet hat, vor der man ruhigen Gewissens Angst haben darf. Andererseits sieht das alles unter Rechtsextremen nicht anders aus, um nur eine notorisch gewalttätige deutsche Gruppierung zu nennen.

Selbstverständlich tragen "wir" eine erhebliche Mitschuld daran, dass es erst soweit hat kommen können. (Ich überlege jetzt ständig, wie ich die beiden Gruppen überhaupt nennen soll. Natürlich sind viele der Migrationshintergründigen Deutsche, dem Gesetz nach. So ganz irgendwie trennt uns aber mehr, als die Nationalität überbrücken kann.) Jedoch muss in einer bestimmten Situation in einer bestimmten Weise gehandelt werden. Nochmal: Eine Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe aus einem Club auszuschließen ist Rassismus, sonst nichts. Mir scheint es aber sehr plausibel, dass dadurch Gewalttaten in dem Club stark gesenkt werden konnten. Man kann jetzt gern auf die Gefahr von Vorurteilen verweisen, das ist alles bekannt. Nichtsdestotrotz finden sich in bestimmten gesellschaftlichen Gruppierungen mehr Gewalttäter als in anderen. Und auch wenn die Hautfarbe hier nur mit dem Gewaltpotential korreliert, so kann sie dennoch ein Indikator sein.

Natürlich müsste man jetzt erst einmal schauen, ob es sich denn wirklich so verhält, dass nämlich "die Türken immer Stress machen". Ich halte das im Grundsatz für plausibel, eben wegen der Gewaltkultur und der sozialen Schicht. Natürlich werden es nur sehr wenige Personen sein, gemessen an der Gesamtzahl. Und natürlich wird hoffnungslos übertrieben. Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit bleibt.

Ich habe einfach keinen Bock, die, die eben solche Gewalterfahrungen mit Personen ausländischer Herkunft gemacht haben, alle als "dumm" zu bezeichnen. Das kann schon sein, dass sie es sind. Darum geht es aber nicht. Sondern darum, dass ihre Erfahrungen ja ganz real sind. Und die will ich auch nicht alle bloßem Rassismus zuschreiben. Der wird einen großen Einfluss haben, einen Kern gibt es dennoch, da können wir uns sicher sein. 

 Ich wünschte, es gäbe einfache Lösungen. Mir fällt nämlich keine ein.

Filecontents

Coole Sache:
The environment filecontents is intended for passing the contents
of packages, options, or other files along with a document in a single
file. It has one argument, which is the name of the file to create. If
that file already exists (maybe only in the current directory if the OS
supports a notion of a ‘current directory’ or ‘default directory’) then
nothing happens (except for an information message) and the body of
the environment is bypassed. Otherwise, the body of the environment is
written verbatim to the file name given as the first argument, together
with some comments about how it was produced.
The environment is allowed only before \documentclass to ensure
that all packages or options necessary for this particular run are present
when needed. The begin and end tags should each be on a line by itself.
There is also a star-form; this does not write extra comments into the
file.

Ich bin dann mal kotzen

Was für ein Wochenstart. Da will man nur mal kurz wissen, was sich so tut in der Welt - und schwupps hängt man (geistig) über der Kloschüssel.

Das Übel ist in dem Fall die GEZ-Abgabe. Das heißt, das was aus ihr werden soll. Nämlich eine Haushaltsabgabe. Offen gestanden halte ich den beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk für eine grandiose Erfindung. Blickt man in andere Länder, sieht man sofort, dass es der Markt eben nicht richten würde, fielen diese Sender und Programme weg. Nichtsdestotrotz ist der Müll, der in ARD, ZDF etc produziert wird, nicht zu übersehen. Daher höre ich zwar sehr extensiv Radio, habe aber seit 11 Jahren keinen Fernseher mehr. Und daher würde die Haushaltsabgabe auch mich betreffen. Sie sieht nämlich vor, statt den Beitrag an Art und Anzahl der Empfangsgeräte auszurichten, genau einen Beitrag pro Haushalt zu erheben. Der soll so hoch sein wie die bisherige Fernsehabgabe: 17,98 €. Nun wohne ich aber in einer WG. Die ist kein Haushalt. Also würden wir alle 3 17,98 € zahlen, nicht die bisherige Radio-Abgabe von 5,76 €. Insofern ist es schlicht falsch, wenn behauptet wird, niemand müsse mehr zahlen.

Es gibt allerdings auch Vorteile des Systems, die will ich nicht verschweigen. So würden in den Öffentlich-Rechtlichen Werbung verboten, das wäre schon schick. Die GEZ würde wegfallen, denn die Daten ließen sich über das Einwohnermeldeamt abfragen. Kontrolliert werden müsste also nicht mehr. Umgekehrt ist es ja genau das, was ich kritisiere. Es gibt nämlich KEINE Möglichkeit mehr, diesem Laden zu entkommen. Ich habe ja eine Teillösung gewählt, eben nur Radio. Um genau zu sein, ich habe nicht mal ein Radio, nur einen Internetanschluss. Aber egal. Es es völlig egal, wie viele Menschen ganz auf Radio, Computer und Fernsehen verzichten. Natürlich werden das nicht viele sein. Es sollte nur möglich sein, da lasse ich nicht mit mir verhandeln. Und bei diesem neuen System ist es eben nicht mehr möglich.

Übrigens heißt es genau aus diesem Grund auch Beitrag und nicht Gebühr: Während die Gebühr nur bei tatsächlicher Inanspruchnahme einer Leistung erhoben wird (z.B. Praxisgebühr), zahlt man den Beitrag unabhängig vom eigenen Nutzungsverhalten (z.B. Studien"gebühr", die eigentlich ein Beitrag ist). Bei einer Steuer schließlich gibt es überhaupt keinen Anspruch auf eine Leistung; sie dient nur der Erzielung von Einnahmen.

So, jetzt habe ich mich überm Schreiben wieder etwas beruhigt. 17,98 im Monat reißen es auch nicht rein. Verglichen mit einer Welt ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk würde ich diese Alternative vorziehen. Ich glaube, mich ärgert es einfach, wie diese Sache ohne öffentliche Kommunikation durchgezogen wird. Man hätte es doch erklären können. Natürlich wäre da der öffentliche Aufschrei dagewesen. Aber für den gibt es ja nun auch Gründe. Denen sollten sich die Verantwortlichen schon stellen.

Querverweise

Ich muss zugeben, ich habe früher nicht so ganz verstanden, wo eigentlich das Problem mit der "Don't ask, don't tell"-Order im US-Militär liegt. Dieses "DADT" bedeutet: Es wird dich niemand nach deiner sexuellen Orientierung fragen, aber du darfst sie auch niemandem erzählen. Tust du es doch, wirst du unehrenhaft aus der Armee entlassen. Ja gut, nicht super schön, aber kann man doch mit leben, denkt man sich. Falsch. Es mag zur Zeit seiner Einführung (1992) ein Fortschritt gewesen sein, erlaubte es doch im Grunde jedem Staatsbürger, in die Armee einzutreten. Im Alltag hat sich das Verfahren aber als völlig untauglich erwiesen. Nach dem Lesen dieses Artikel kann ich mir gut vorstellen, dass man unter diesen Umständen einen wesentlichen Teil seiner selbst verstecken muss, dass man lügen muss, dass man niemandem trauen kann. Ausgerechnet den Leuten nicht, auf die man im Kampf angewiesen ist.

Nächster Aufreger: Facebook. Immer wieder gern als Aufreger genommen, harhar, aber die haben es verdient. In dem Fall hat Facebook fröhliche Nutzerdaten an Werbekunden verkauft. Da kommt Vertrauen auf.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir eine Netzzeitung für [Stadt meines gegenwärtigen Aufenthaltes] wünschen. Recht gern von der Netzzeitung für Bruchsal abgekupfert. Bitte, bitte, bitte, liebe Lokaljournalisten: Fangt endlich so ein Projekt an. Meckern kann ich dann immer noch drüber.

Wie ich neulich schon mal bemerkt hatte: Wenn die Nordkoreaner dieses südkoreanische Boot versenkt haben sollten, war es eine reichlich merkwürdige Aktion. Sie wird sogar noch eigenwilliger. Irgendwie bin ich grad zu faul, alles aufzuzählen, warum die Cheonan eben nicht von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde. Es ist eine Menge. Na gut, eins: Die Cheonan war zur Zeit des Unglücks Teil einer südkoreanisch-amerikanischen Marineübung. DIE GEGEND WAR VOLL VON FREGaTTEN, U-BOOTEN, U-JAGD-HUBSCHRAUBERN etc. Wie um alles in der Welt kommt da ein nordkoreanisches U-Boot rein? Genau, gar nicht. Und weiter: Quasi das gesamte südkoreanische Verteidigungs- und Geheimdienst-Establishment sagt, es war kein nordkoreanischer Torpedo. Hach, Medien sind doch was tolles. Man darf ihnen nur nicht alles glauben.

Sehr lustig auch das Handelsblatt mit der wohl dümmsten Fotostrecke seit Erfindung der Kamera. Auf 98 Einzelbildern sind die "111 unsinnigsten Subventionen" abgebildet. Wie tief kann man sinken?!??

Nächster Kracher: Laut den Definitionen, wie sie Bushs Folter-Anwalt John Yoo ausgeheckt hat
, ist die Verwahrung von Straftätern in den amerikanischen Super-Max-Gefängnissen genau das: Folter. Die Haltung der Gefangenen (anders kann man das nicht nennen) führt zwangsläufig zu posttraumatischen Belastungsstörungen.

Eine Geschichte aus der Geschichte: Die Israelis ballern gern mal in der Gegend rum, wenn keiner zugucken soll. 1967 haben sie ein Spionageschiff der NSA versenkt, während des 6-Tage-Krieges. Die Amis wollten natürlich wissen, was da los war, und haben die USS Liberty losgeschickt. Dummerweise haben die Spione an Bord per Funk mitbekommen, wie die Israelis ein Massaker an ägyptischen Kriegsgefangenen angerichtet haben. Stunden später regnete es Napalm auf die Liberty. Präsident Johnson himself half mit, dieses kleine dreckige Geheimnis unter der Decke zu halten. Gelobt sei Israel, die einzige wahre Demokratie im Nahen Osten. (Entschuldigung, aber da muss man doch ausfällig werden.)

Google Street View - privatwirtschaftliche Stasi 2.0?

Neulich hatte ich mit einem Bekannten eine Diskussion über die Gefahr, die Googles Dienst Street View darstellt. Zugegebenermaßen bin ich bei Google im Zweifelsfall eher für den Angeklagten, während die Öffentlichkeit das meiner Meinung nach umgekehrt handhabt. Zumindest bisher und ohne lange darüber nachzudenken, habe ich die Street-View-Affaire unter "billiger Populismus", Fach "Google Bashing" eingeordnet.

Worum geht es im Detail? Google möchte zu seinem Kartendienst Maps auch Straßenansichten hinzufügen. Dazu sind Kamerawagen unterwegs, die jede Straße abfotografieren. Offensichtlich treten zwei Probleme auf: Was ist mit den Menschen, die dabei fotografiert werden? Und was ist mit den Häusern? In Deutschland ist der Dienst heftiger umstritten als in anderen Ländern. Paradox: Über 90% der deutschen Suchanfragen landen bei Google, das sind mehr als in den meisten anderen Ländern (USA: 68%). Was jetzt genau Google vorgeworfen wird, habe ich bisher offen gesagt nicht verstanden. Irgendwie ist man der Meinung, eine freiwillige Selbstverpflichtung, alles datenschutzrechtlich sauber zu handhaben, reiche nicht aus. Ich bin hier etwas irritiert, weil die CDU sonst auch immer Selbstverpflichtungen für das Mittel der Wahl hält und gesetzliche Regulierungen ablehnt. Und von Datenschutz lasse ich mir von dieser Leyen-Truppe nichts erzählen.

Nummernschilder und Gesichter werden ohnehin verpixelt, bei Häuserfronten beruft sich Google auf die Panoramafreiheit. Es gibt meines Wissens schlicht kein Gesetz, was irgendjemandem verbieten kann, eine Häuserfront zu fotografieren. Speziell in Hamburg möchte man das ändern: Privatleuten soll die Möglichkeit eingeräumt werden, jedes Bild löschen zu lassen, auf dem sie abgebildet sind. Bisher haben sie das gesetzlich verbriefte Recht darauf nur, wenn sie den Hauptteil des Bildes ("formfüllend") ausmachen. Der Deutsche Journalistenverband warnt vor einem Eingriff in die Rechte von Fotografen - auf nichst anderes wird das Lex Google nämlich hinauslaufen. Im schlimmsten Fall kann die Veröffentlichung von Bildern einer Demonstration verboten werden, da keine Einwilligung aller 10.000 Teilnehmer vorliegt.

Die Aufregung der letzten Wochen hatte aber noch einen ganz anderen Grund. Es stellte sich nämlich heraus, dass Google nicht nur fotografierte, sondern auch Informationen über private WLANs abgriff. Neben der wirklich notwendigen MAC-Adresse zeichnete man ebenfalls den Namen des Netzwerkes auf, für mich nicht nachvollziehbar. Besonders wütend war die Öffentlichkeit, dass Teile der übetragenen Informationen ("Payload") wie Emails ebenfalls gespeichert wurden. Google entschuldigte das mit einem Programmierfehler.

Leider wurden in all der Aufregung zwei wesentliche Punkte übersehen. Zum einen wird das Verfahren seit Jahren angewandt, weltweit führend ist die Firma Skyhook Wireless. Beim WPS (Wireless Positioning System) werden bekannte Positionen von WLAN-Netzen zur Ortsbestimmung genutzt. Gerade in städtischen Häuserschluchten ist die Ortsbestimmung über GPS recht unzuverlässig und kann durch WPS entscheidend verbessert werden. Viele heute verfügbare Produkte (Smartphones, viele Apple-Systeme) nutzen das Verfahren längst. Zum anderen hat Google selbstverständlich keine privaten Netzwerke geknackt. Das ist zwar theoretisch kein Problem, dauert aber mindestens 10 Minuten. Im Vorbeifahren ist das nicht zu machen. Und mit den gespeicherten Daten ist außer WPS nichts sinnvolles anzufangen. Das sind nur Informationsfetzen, aus denen niemand schlau werden kann.

Was man Google in jedem Fall vorwerfen muss ist die Heimlichkeit, mit der das Unternehmen agierte. Wenn Datenschützer sagen, das WLAN-Scannen sei nie Teil der Gespräche über Street View gewesen, dann glaube ich ihnen das und halte das Verhalten von Google für unentschuldbar. Sicher wird mit zweierlei Maß gemessen: Was bei Skyhook nie ein Problem war, soll Google nicht erlaubt sein. Aber Google ist eben kein beliebiges Unternehmen oder ein Forschungsinstitut. Damit müssen sie leben und ihre Kommunikation entsprechend ausrichten.

Nur sehe ich immer noch das Problem nicht, verglichen etwa mit dem Verhalten der Europäischen Komission. In einer Vorlage für das Europäische Parlament war von einem "Frühwarnsystem" gegen Kindesmissbrauch die Rede. Was tatsächlich gemeint war: Die Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung auf jede Anfrage bei einer Suchmaschine. DAVON kriege ich Albträume, nicht von Bildern von meinem Haus. Und in dieser Sache sind mir noch keine Aktivitäten der deutschen Datenschutzbeauftragten bekannt geworden.

Dummheit in Aktion

Dass ich den Spiegel nicht so gern hab, dürfte keine Neuigkeit sein. (Es ist dennoch eine autoriative Nachrichtenquelle, keine Frage.) Aber das hier erobert neue Dimensionen. Das hier, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist ein herausragendes Beispiel für ein echtes Schmierenstück.
Dass Mankell kein ausgesprochener Freund des jüdischen Staates ist, stellt keine Neuigkeit dar. Als er 2009 Gast einer palästinensischen Literaturkonferenz war und die palästinensischen Autonomiegebiete bereiste, sagte er, dort erlebe man "eine Wiederholung des verächtlichen Apartheidsystems, das einst die Afrikaner und Farbige als Bürger zweiter Klasse in ihrem eigenen Land behandelte".
WEIL Mankell Handlungen des israelischen Staates kritisiert, KANN er kein Freund dieses Staates mehr sein. Un-fass-bar. Und ganz nebenbei: Fällt endlich mal jemandem auf, dass der "jüdische" Staat nicht deckungsgleich mit dem "israelischen" Staat ist? Bei Israel ist eine Kritik automatisch ein "Ressentiment". Drunter geht es nicht. Dass man den Staat einfach mal an den ganz normalen Maßstäben (Völkerrecht, Menschenrechte) messen könnte, schein für viele mit einem Denkverbot belegt zu sein.

Oh, und weil der Vorwurf der Boykotthetze noch nicht reicht, muss am Schluss nochmal gegen die Person getreten werden.
Auch wenn Mitaktivisten berichten, dass Mankells Mut sich doch in überschaubaren Grenzen hält, wenn es darauf ankommt.
Ein deutscher Kollege sagt: "Als einige Journalisten ihre USB-Sticks und Mikrochips Mankell zum verdeckten Transport nach Europa zusteckten, gab er sie kurz darauf zurück."
Fehlt nur noch, dass man ihm vorwirft, er habe sich aus Feigheit nicht mit der Waffe in der Hand gegen die Israelis gewehrt. Was ich dem Spiegel jedenfalls nicht mehr vorwerfen werde, ist, mit fairen Mitteln zu kämpfen.

Israelische Militäraktion: taktische Bewertung

Abgesehen von der strategischen Ebene (besonders der weltweiten medialen Wirkung) war die israelische Aktion auch militärisch eine Katastrophe. Die israelische Armee wusste seit Tagen, was da auf sie zukommt. Es hätte keine Überraschungen geben müssen. Das Entern von Schiffen ist auch keine besonders neue Sache, schon gar nicht in Zeiten somalischer Piraten. Die Israelis scheinen davon aber nichts mitbekommen zu haben. Nichts geübt, nichts gelernt, nichts geplant.

Ich glaube wirklich, wir haben oft ein falsches Bild von der israelischen Armee. Ein Kommentar unter dem obigen Artikel fasst die Sache gut zusammen:
A common assumption is that the Israeli Defense Forces (IDF) are crack troops and highly professional. They're not. Their performance against Hezbollah in Lebanon revealed what a rabble many of them are. The basic problem is that their experience in the last 20 years has largely been against unarmed Palestinians in situations where nothing they do will receive any condemnation or sanction (apart from bodies they serially disregard, such as the Palestinian Authority and the United Nations). Brutality is the only tactic they've learned how to use - and then only against unarmed civilians. It's not particularly surprising that this was the first tactic chosen out on the high seas.
Es ist schade, das die Israelis nicht verstehen, dass ihr Vorgehen auch aus Gründen schadet, die nichts mit Moral zu tun haben. Ohne Rückmeldungen gibt es kein Lernen. Und oft sind Veränderungen nur sehr schwer zu erreichen, manchmal nur mit Druck von außen.

Israels Militäraktion: Rechtliche Bewertung

Das schöne an einer rechtlichen Bewertung ist, dass man einfach auf die entsprechenden Paragraphen verweisen kann und keine politischen Debatten führen muss. Besonders hilfreich ist das im Fall der nun wohl bestens bekannten israelischen Militäraktion gegen mehrere zivile Schiffe, die nach eigenen Angaben Hilfsgüter in den Gaza-Streifen bringen wollten. Zuvor waren die Hilfsgüter eingehend in der Türkei und auf Zypern überprüft worden. Die Überprüfung war von einem Video-Stream übertragen worden. Man kann und sollte darauf verweisen, dass die Aktivisten das öffentlich erklärte Ziel hatten, die israelische Seeblockade gegen den Gaza-Streifen zu durchbrechen. Natürlich hatte umgekehrt Israel erklärt, die Flotille zu stoppen.

Dieses Ziel wurde zweifelsohne mit der Militäraktion am 31. Mai erreicht. Mit Booten und Hubschraubern näherten sich israelische Soldaten und enterten alle Schiffe des Konvois. Dabei starben 9 Aktivisten, mehrere israelische Soldaten wurden verletzt. Jenseits der moralischen Bewertung:
  • Ist die Blockade gegen den Gaza-Streifen rechtmäßig?
  • Durften die Aktivisten die Blockade durchbrechen?
  • Durfte Israel die Schiffe stoppen? 
  • War das gewählte Vorgehen verhältnismäßig? 
  • Durften sich die Aktivisten gegen den Überfall wehren?
Zuerst ist zu sagen, dass sich die Schiffe zum Zeitpunkt des Überfalls in internationalen Gewässern befanden, also jenseits aller küstennahen Bereiche, in denen die Anrainerstaaten noch irgendwelchen hoheitlichen Befugnisse haben. Das hat auch das israelische Militär bestätigt. Eine solche Aktion kann legal sein, aber nur unter engen Voraussetzungen. Es muss nämlich im Rahmen einer offiziellen Blockade geschehen. Eine Blockade ist eine Kriegshandlung, durch die ein Feind von Nachschub abgeschnitten werden soll. In dem Fall besteht Israel darauf, dass nur durch die Blockade die Hamas daran gehindert werden kann, Raketen auf israelische Siedlungen abzufeuern.Um also eine solche Blockade abzusichern, können Prisenkommandos auch auf hoher See Schiffe anderer Nationen betreten und durchsuchen.

Das gilt aber alles nur, solange sich Israel mit dem Gaza-Streifen in einer militärischen Auseinandersetzung befindet. Problematisch ist, dass man bei anderen Gelegenheiten sich lieber als Besatzungsmacht begreift. Das geht aber nicht zusammen: Man kann nicht Besatzungsmacht sein, wenn der Krieg noch anhält.
Entweder der Konflikt ist beendet, dann ist Israel im Gaza-Streifen Besatzungsmacht und übt dort die Hoheitsrechte aus, hat aber kein Recht zur Seeblockade. Oder der Konflikt dauert noch an, dann ist die Hamas Kriegspartei, und Israel hat das Recht zur Seeblockade - kann sich dann aber auch nicht als Besatzungsmacht gerieren.
Als Besatzungsmacht hat Israel nämlich besondere Pflichten, niedergelegt in der Vierten Genfer Konvention. Genau an dieser Stelle weigert sich Israel jedoch, dem Abkommen Folge zu leisten. Eine Anwendung des Abkommen hätte unter anderem zur Folge, dass die Siedlungen illegal würden - aus gutem Grund verbietet die Konvention die Ansiedelung von "feindlichen" Zivilisten im besetzten Gebiet. Auch wäre es verboten, die Gasvorkommen vor Gaza auszubeuten.

Eine spannende politische Frage ist, warum Israel den Konvoi überhaupt auf offener See angehalten hat. Hätte man einfach gewartet, bis die israelischen Hoheitsgewässer erreicht worden wären, fiele die juristische Argumentation gegen den Angriff viel schwerer.

In jedem Fall war die Durchführung des Einsatz unverhältnismäßig. Selbstverständlich ist Israel nicht das Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen. Eine hochgerüstete Armee muss sich jedoch gegen zivile Schiffe und deren Besatzung angemessen verhalten. Es ist die Aufgabe eines Prisenkommandos, auch unübersichtliche Situationen unter Kontrolle zu bekommen. Gelingt ihm das nicht, kann man schlecht den Angegriffenen einen Vorwurf machen. Zumal man gegenwärtig meines Erachtens nicht davon ausgehen kann, dass die Aktivisten vorsätzlich Gewalt gebraucht haben. Dass man auf den Booten außer Eisen- und Holzstangen, Küchenmessern und Sportschleudern keine Waffen gefunden hat, spricht gegen die Absicht einer militärischen Konfrontation.

Ich gehe schon davon aus, dass eine unabhängige Untersuchungskomission die oben aufgeführten Fragen beantworten kann - so in zwei, drei Jahren werden wir wohl die Ergebnisse sehen. Vielleicht werden die Ergebnisse aber noch etwas wirkungsvoller als der Goldstone-Bericht, der der israelischen Armee wie auch der palästinensichen Seite Kriegsverbrechen und möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit währen der Operation "Gegossenes Blei" vorwarf. Bei der Offensive gegen die Hamas waren 1400 Palästinenser und 13 Israelis gestorben.