Wollte ich auch grad fragen

Es ist mir ein Rätsel, wieso immer noch Leute Apple-Produkte kaufen. Was muß passieren? Muß Steve Jobs persönlich zu euch nach Hause kommen und aufs Sofa kacken? Oder würdet ihr das auch noch wegdiskutieren?
Aber der hier kam mir natürlich zuvor. 

Star Dreck

Im Land des unbegrenzt verweigerten Arbeitsschutzes

Aus Gründen habe ich für eine andere Publikation diesen Artikel geschrieben, den ich natürlich meinen treuen Lesern noch weniger vorenthalten kann als den anderen. Ebenfalls aus Gründen habe mich am Pseudo-Recherche-Stil des Spiegels vergriffen, einfach nur aus Spaß an der Freud. Auch hierfür bitte ich um Vergebung.
Kurz nach drei Uhr nachmittags tritt Patrick Hilbert seine Schicht in der Upper Big Branch-Kohlemine an. Draußen scheint die Sonne am wolkenlosen Himmel, es ist fast zu warm für einen Frühlingstag. Drinnen, im Schacht, zeigen die elektronischen Messgeräte nichts Ungewöhnliches, normale Grubenluft. Hilbert läuft in den Schacht und wird nach hundert Metern von einer Welle kühler Luft und Staub getroffen. Noch ahnt er nicht, dass sich tief im Innern der Mine eine gigantische Explosion ereignet hat. Als die Rettungsmannschaften ihre Arbeit nach vier Tagen einstellen, sind die Leichen von 29 Bergleuten geborgen. Auslöser ist vermutlich eine Methangasexplosion.
Der Betreiber der Mine, Massey Energy, ist in der Branche berüchtigt. Das Unternehmen zahlt jährlich sechsstellige Summen wegen Sicherheitsverstößen. Ein langjähriger Vorarbeiter der jüngsten Unglücksmine sagte der New York Times, dass es seit Anfang des Jahres immer wieder zu gefährlichen Gaskonzentrationen kam. Ein alter Schacht war nur mit Müll und Gerümpel „versiegelt“ worden, statt ihn fachmännisch abzudichten. Mehrmals mussten deswegen schon große Abschnitte des Berkwerks geräumt werden. Masseys schlechter Ruf ist nicht auf laxen Umgang mit Sicherheitsvorschriften begrenzt. „Union Busting“ heißt die Bekämpfung von Gewerkschaften im eigenen Unternehmen mit allen Mitteln, illegale eingeschlossen. So musste das Unternehmen letztes Jahr 85 Bergleute wieder einstellen, die laut eigener Aussage wegen ihrer Gewerkschaftsarbeit aus der Firma gemobbt wurden. 
Die Bergleute wissen: Wer mit der gefährlichen Arbeit Untertage eine Familie ernähren muss, überlegt es sich zweimal, ob er laut über die (vermeidbaren) Gefahren spricht. Nur der Rückhalt einer großen, schlagkräftigen Organisation kann verhindern, dass Arbeiter nicht gegeneinander ausgespielt und ihre Beschwerden ignoriert werden. Wie dringend ein solcher Rückhalt ist, hat letzte Woche eine andere schreckliche Katastrophe gezeigt. Im Golf von Mexiko explodierte eine Ölbohrinsel, 11 Menschen konnten die Plattform nicht rechtzeitig verlassen. Auch hier sind massive Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften seit Jahren bekannt.

Als die Schwachen ihre Stimme verloren

Aus Gründen habe ich für eine andere Publikation diesen Artikel geschrieben, den ich natürlich meinen treuen Lesern nicht vorenthalten kann. Ich hoffe, man verzeiht den bisweilen pathetischen Stil.

Wenn heute Arbeitnehmer Unterstützung bei einer Gewerkschaft suchen, kann man ihnen nur viel Glück wünschen und sie damit aufmuntern, immerhin nicht in einer römischen Kupfermine versklavt zu sein. Seit über 5 Jahren fährt etwa Verdi eine massive Lidl-Kampagne: Die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft prangert die massive Beschneidung der Mitarbeiterrechte, die geringe Entlohnung und die Bespitzelung der Angestellten an. Im Streit um Gewerkschaftsarbeit in den Filialen des Discounters musste sich Verdi nun auf einen Vergleich einlassen. Zweimal im Monat darf nun um Neumitglieder geworben werden, jeweils für 30 Minuten. Erfolge sehen anders aus. Wahrscheinlich sieht Verdi das auch selbst so, eine Pressemitteilung gab man lieber nicht heraus. Sogar die Tageszeitung „Die Welt“, der man gewiss keine übertrieben linke Haltung nachsagen kann, kondoliert: „Was sich wie ein Witz anhört, ist für die Gewerkschaft immerhin ein Etappensieg.“ Wohlgemerkt: Hier geht es nicht um ein politisches Großprojekt, sonder lediglich um die Erfüllung gesetzlicher Mindestanforderungen. Egal ob es sich um Agenda 2010 oder Mindestlohn handelt, ob über Ausweitung der Teilzeitarbeit oder den Bologna-Prozesses an den Hochschulen diskutiert wird: Die Gewerkschaften scheinen ihre Gestaltungskraft verloren zu haben.
Nicht nur neoliberale Marktschreier läuten den Gewerkschaften das Totenglöcklein. Ein Blick auf deren Mitgliederzahlen lässt selbst Optimisten schaudern. Während der Deutsche Gewerkschaftsbund nach der Wiedervereinigung noch fast 12 Millionen Menschen organisierte, sank diese Zahl bis letztes Jahr auf nur noch etwas über 6 Millionen. Das entspricht der Mitgliederzahl des (westdeutschen) DGB in den Nachkriegsjahren! Es ist bedenklich genug, dass die Menschen den Arbeitnehmerorganisationen in Scharen davonlaufen (oder erst gar nicht eintreten). Für schlimmer halten Beobachter den Umstand, dass in neuen Branchen und alternativen Beschäftigungsformen anscheinend nicht einmal versucht wird, großflächig präsent zu sein und neue Mitlieder zu werben. Es ist, als hätte eine der mächtigsten politischen Kräfte die Wandlung zu Dienstleistungsgesellschaft verschlafen, ganz nach dem Motto: Was Tradition ist, muss richtig bleiben!
In keiner politischen Grundsatzdebatten der letzten Jahre hatten die Gewerkschaften mehr etwas zu melden. Die grundsätzlich berechtigte Sorge um Entlohung und Arbeitszeiten für die etablierten Mitglieder scheint so hoch gewesen zu sein, dass sich in der Gewerkschaftsführung niemand mehr für die große Richtung interessieren konnte. Und wo sich doch jemand zu Wort meldete, wurde überdeutlich, dass Gewerkschaften die ideologische Lufthoheit längst verloren haben. Angesichts der unglaublichen Zustände bei den Discountern kann man entsprechende Gewerkschaftsaktionen nur als PR- und Marketingdesaster beschreiben. Man hat sich dem Luxus hingegeben, selbstgewiss die eigene Rolle als institutioneller Sozialpartner nicht in Frage zu stellen. Angesichts einer sich dramatisch wandelnden Gesellschaft eine Torheit. Während draußen die neuen Themen Verkehr, Ökologie und Agenda 2010 diskutiert wurden, begnügten sich drinnen die Gewerkschaftsführer mit dem Verweis auf eine - unzweifelhaft - große Vergangenheit. Wo ist die Kampagnenfähigkeit geblieben? Warum wirbt man nicht offensiv um neue Mitglieder? Ist ein Verband, der immer noch 15% der in Deutschland Beschäftigten repräsentiert, mit aktiver Zukunftsgestaltung statt Rückzugsgefechten wirklich überfordert?
Auch wenn es sich erst auf den zweiten Blick zeigt: Die aktuelle Weltwirtschaftskrise ist eine einmalige Chance, von den Totgesagten wiederaufzuerstehen. Auf absehbare Zeit ist der Neoliberalismus gründlich diskreditiert. Was die Linke immer wieder betont hat - Privatisierung von Gewinnen, Sozialisierung von Verlusten - ist für viele nun offensichtlich geworden. Der fortwährende Verweis auf Notwendigkeiten des Systems hat sich als lächerlich erwiesen. Der Kaiser ist nackt. Jedoch sehen sich viele Menschen nicht in der Lage, ihren politischen Ansichten Gewicht zu verleihen. Weder individuell noch organisiert scheint es eine Möglichkeit zu geben, unsere Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Genau dieses Angebot könnten die Gewerkschaften machen. Sie können sich wieder auf das besinnen, das sie einst gewesen sind: Eine starke Stimme der Schwachen.

Massenschläue

Bin ja so ein begeisterter Kommentarleser. Da stehen oft die schlauesten Sachen. Heute: Griechenlands Sparprogramm, erschienen auf der von mir eigentlich geschätzten, in letzter Zeit aber zunehmend trashigeren zeit.de. Der Anreißer liest sich jedenfalls so:
14. Monatsgehalt ade! Die Griechen müssen vom lieb gewonnenen Komfort Abschied nehmen. Renten und Einkommen sollen sinken, die Steuern auf nahezu alles dagegen steigen.
Man kann sich vorstellen, wie's weitergeht. Die pösen Griechen müssen sparensaprensparen. Die Kommentatoren sehen die Sache etwas differenzierter:
Mal eine dumme Frage:
Die FDP probagiert immer Steuersenkungen als Allheilmittel. Wenn man mit Steuersenkungen also wirklich mehr einnehmen würde, warum ist dies dann in Griechenland nicht auch DAS Mittel?
Wahrscheinlich weil sich auch kein Ertrinkender an einem Stein festhalten würde, oder?

Und ich habe Filmaufnahmen gesehen wo ein Grieche auf einer fetten Luxusjacht durch die Gegen gondelte! (Onassis hies der glaub ich.. Von wegen : Arme Fischer und so--)
Und dieser Regierungschef der hat ja sogar genug Geld um mit dem Flugzeug direkt von Griechenland in andere Länder zu fliegen!

Und da die Presse sich standhaft weigert, mal Licht in diese elendigen Vergleiche der Rentenniveaus zu bringen, bleibt es dem Leser überlassen, eine Rechnung aufzumachen. (...)

Das Austeritätsprogramm ist ungerecht und wird scheitern:
zunächst einmal werden diese unter deutschem Druck von der EU und dem IWF erzwungenen Austeritätsprogramme das Gegenteil dessen bewirken, was gewollt wird: Nämlich eine tiefe Rezession, die möglicherweise auf die anderen schwächeren EURO Staaten im Süden und Osten greift, und anschließend auf Deutschland selbst als exportabhängige Wirtschaft. Auch der Zusammenbruch der EURO Zone steht im Raum (siehe u.a. Paul Krugmann).

Ich finde es wirklich peinlich und unangemessen, wie hier von manchen über die "armen Griechen" gespottet wird. Natürlich gibt es ein paar Bosse und hohe Tiere, die viel Geld und schöne Jachten haben, und jaja, in Deutschland gibt es auch kein 14. Monatsgehalt und die Prozentangaben, wieviel vom Lohn gezahlt wid, auch Rente und so... Da sollte man nicht vergessen, auch mal absolute Zahlen zu nennen.

Nein, ehrlich, finde ich krass. Vielleicht sind Leute nicht immer sooooo doof, wie ich mir das vorstelle. (Dazu übrigens auch Stefan Niggemeiers heutigen Eintrag.) Vielleicht schneidet das mal auch jemand von der Presse mit. Zeit wird's.

Sprachwandel

Zwei Dinge finde ich spannend an diesem Eintrag:


Erstens wird "episch" wieder verwendet, natürlich von "epic fail" etc. Na gut, ich weiß nicht, ob das jemals so war, oder ob das mal nicht so war. Wahrscheinlich müsste man da mal ne schlaue Google-Abfrage machen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man vor 10 Jahren ein Ereignis "episch" nennen konnte, ohne sehr sehr schief angeschaut zu werden. Zudem hat's auf englisch begonnen, hat auch im deutschen Sprachgebrauch noch als "blabla 'epic' blabla" funktioniert, und jetzt kommt die Übersetzung. Bin gespannt, ob das auf den Chat-Bereich beschränkt bleibt oder auch auf persönliche Unterhaltungen übergreift.

Zweitens ist es doch faszinierend, wie beliebig Konzepte benannt werden könnten. (Für Nicht-Eingeweihte: "404" ist der http-Fehlercode für einen Zugriffsversuch auf eine nicht vorhandene Seite, "403" für einen verweigerten Zugriff.)

Ok, das waren jetzt alles keine tiefschürfenden Gedanken, aber ich wollt's mal aufschreiben. Wo ist ein Linguist wenn man einen braucht?

ps. Fragt nicht warum, aber in letzter Zeit sehen bei Google die jpgs und pngs und ich weiß nicht was noch episch beschissen aus.

Ich bin zu 100% ein Mann!

Ich glaube, das zugrunde liegende Thema habe ich schonmal erwähnt: Um die Link-Farbe von bereits besuchten Seiten ändern zu können, sendet der Browser die History. Ich muss zugeben, mir ist nicht wirklich klar, warum das nicht lokal gehen soll. Muss was mit dem CSS zu tun haben. Heißt ja nicht umsonst CSS History Hack.

Nun gibt es Angaben über die großen Websites, in welchem Verhältnis männliche zu weiblichen Besuchern stehen. Eine Seite wie gizmodo.com ist mit einem Verhältnis von 2.08 heftige Männerdomän: Auf 52 männliche Besucher kommen nur 25 weibliche. Wenn man mit einem JavaScript-Skript nun die eigene History ausliest, kann man die Wahrscheinlichkeit angeben, dass die Person männlich oder weiblich ist. Geht so:

1 / (1 + Verhältnis(Website_1) + Verhältnis(Website_2) + ... + Verhältnis(Website_n))

Dank dieser Analyse kann ich nun mit Fug und Recht behaupten:


Hab ich's nicht immer gesagt?

Let's get it on!

Schön wär's gewesen.

Schade, dass sich solche Innovationen nicht durchsetzen konnten (oder zumindest verfügbar waren). Früher war die Zukunft eben auch noch besser.



von hier

Weitere grandiose Zukunftsentwürfe:

Die Wettermaschine.


Die Lokbootmotive


Sommerlaub am Nordpol


verbesserte Röntgenmaschine

Zumindest die letzten beiden Visionen haben's geschafft. Die Freude darüber will sich aber nicht so richtig einstellen.

Boarding Team bei der Arbeit

Wenn die Marine durch die Gegend dampft und nach Piraten sucht, muss jemand natürlich was tun, wenn verdächtige Schiffe gesichtet werden. Man kann ja nicht alles mit der Bordkanone zusammenschießen. Dazu gibt's das Boarding Team, sozusagen die Infantrie bei der Marine. (Aber nicht unbedingt die Marineinfanterie.)

Wie dem auch sei: Hier sind die Herren von der US-Navy bei der Arbeit. Sie durchsuchen ein jemenitisches Fischerboot. Ich bin ja immer für selber gucken, was die da so tun. In den Nachrichten kommt das ja immer nicht so wirklich rüber. Was ich ja am krassesten finde: Die sprachliche Verständigung klappt ja eher nicht so gut. Wie auch. Hat wohl jemand am Sprachunterricht gespart. Sieht man sich die Sache so an, wird auch ein bisschen klarer, warum es schnell zu Unfällen kommt. So öffnet einer der Fischer eine Klappe, um einen gefangenen Fisch zu zeigen (als Beweis, dass sie wirklich Fischer sind.) Wie schnell kann das jemand für einen Griff zu einer Waffe halten? Meist nicht, dazu gibt es ja eine Ausbildung. Aber unter schlechten Bedingungen, unter Müdigkeit, Anspannung?

Metaphern beim Programmieren

Ich schreib mir das grad mal auf, falls ich mal ein Beispiel brauche für Metaphern beim Programmieren. Das ist mal eine schöne Beschreibung.

Oh, und wo wir grad bei Python sind: Liebe Notepad++-Leutchens: GOTOFUCKINGHELL!!! Nein, das kam eigentlich noch nicht so richtig überzeugend rüber. Deswegen:

Querverweise

Erstmal rege ich mich über Apple auf. Wirklich komisch: Obwohl ich noch nie einen besessen habe, war mir früher Apple irgendwie sympathisch. Besser als Micro$oft, vom vorauseilenden Ruf der grandiosen Usability ganz abgesehen. Aber das hat sich gründlich geändert. Natürlich ist mir M$ immer noch viel zu groß, ich mag das einfach nicht, wenn ein Unternehmen so viel Marktmacht hat. Aber das selbe gilt bekanntlich auch für Google. Bei Apple sind es nicht nur die Preise, die ich - euphemistisch ausgedrückt - recht faszinierend finde. (Ich habe neulich mal für eine Freundin nachgeschaut, was verschiedene Neuanschaffungslösungen kosten würden. Kurz: Für den Preis EINES vernünftigen MacBooks kann man sich ein Netbook, einen wirklich guten Laptop, eine Dockingstation und einen großen Zweitbildschirm kaufen.) Nee, also: Es sind vor allem Storys wie diese hier. Kennt jemand noch Steve Wozniak? Der hat mal Apple mit gegründet, vor vielen vielen Jahren. Auf jeden Fall hat ihm ein Apple-Ingenieur für zwei Minuten das neue iPad gezeigt - kurz nach Mitternacht, am Tag der iPad-Markteinführung. Dafür hat man den armen Kerl gefeuert. Gut, ist besser als Kinderarbeit.

Sooo. Jetzt rege ich mich über die Mainstream-Medien auf. (Irgendwie alles ziemlich aufregend heute.) In Ägypten gibt es ein Webportal, Islam Online. Die Geldgeber sitzen im beschaulichen Katar und gehen, ungestört vom Weltgeschehen, ihren erzkonservativen Fantasien nach. Die Belegschaft von Islam Online ist da ein bisschen anders drauf, vielleicht der Geist der großen Stadt. Jedenfalls liegt ihnen an einem modernen, liberalen etc. Islam. Das wollen die Geldgeber nicht, deswegen ist gleich mal die ganze Belegschaft in den Ausstand getreten. Wir sehen: Die Auseinandersetzung um die Zukunft des Islam gibt es sehr wohl. Und das wir davon mehr direkt als indirekt betroffen sind, muss ich wohl kaum ausführen. Interessiert das wen hier? Nö. Die einzige Meldung gab's bei Telepolis (wo ich es auch her habe). Ich nehme mal an, sie selbst sind über den Guardian draufgekommen. So sieht guter Journalismus aus!1!!

Bank sein ist auch nicht mehr das, was es mal war. Obama will ja die Regulierungen am Finanzmarkt wieder straffen, wenn auch nicht so weit, wie es - meiner Meinung nach - wirklich sinnvoll wäre. Aber bereits das wenige stößt natürlich auf unerbittlichen Widerstand. Jetzt hat die Wall Street alle Truppen in Bewegung gesetzt, um Stress zu machen und das Gesetz zu Fall zu bringen. Auch wenn Zeitgenossen aus dem "Change-we-can-believe-in"-Gespotte nicht mehr rauskommen: Das ist ein schönes Beispiel dafür, unter welchen verschärften Bedingungen Obama operieren muss.

Nicht, dass jetzt einer denkt, ich halte den Obama für einen Gutmenschen. Der Mann hat sich überlegt, dass Rumsfelds Raketen-Spinnereien doch eine tolle Idee war und man das Programm wieder aufnehmen könnte. Es geht darum, interkontinentale ballistische Raketen (ICBMs) mit konventionellen Sprengköpfen auszustatten und damit - sagen wir mal - Terroristen zu ärgern. Offensichtliches Problem: Damit fängt man nur zu leicht den dritten Weltkrieg an. Woher weiß denn der Wladimir an seinem Bildschirm, dass die Minuteman grade nach Kandahar reist und nicht nach Krasnojnarsk? Tut er nicht, deswegen hat der Kongress auch Jahr für Jahr Haushaltsmittel für diese Kindereien verweigert. Schade eigentlich, dass nicht mehr Rumsfeld selbst für das Projekt wirbt. Seine Argumentation war, nun, etwas unkonventionell: "Everyone in the world would know that [the missile] was conventional after it hit within 30 minutes." m(

Wo wir gerade bei US-Präsidenten sind: Bill Clinton tut's alles leid. Nein, ich finde, es beweist wirklich Größe, Fehler in dem Ausmaß zuzugeben, wie er das jetzt tut. Wirklich komisch nur, dass das in Meldungen hier ja eher nicht so rumkommt. Aber dann müsste man ja was anderes als Spam-o-matic lesen. Brrr.

Zum Abschluss noch was aus der Gruselecke, der Suizid-Wald am Fuß des Mount Fuji nämlich. (Achtung: Vor dem Betrachten der Bilder erst herumlaufende Kinder entfernen, für Traumata wird keine Haftung übernommen.) Aokigahara, Meer der Bäume, heißt das Grundstück. Wegen einer Erwähnung in einem extrem bekannten Roman und der passenden Stimmung haben sich seit 1950 mehr als 500 Leute dort umgebracht. Irgendjemand muss dann loslaufen und die Leichen einsammeln. Das macht die örtliche Feuerwehr einmal im Jahr. Aus der Luft sieht es nicht mal so groß aus. Aber am Boden kann man sich wohl extrem gut verlaufen, weil alles sehr eintönig ist und die Bäume sehr schallisolierend wirken.

Facepalm-Overflow

So viele Facepalms wie ich bräuchte gibt's gar nicht. Nicht, wenn über (die deutschsprachige) Wikipedia diskutiert wird. Splatter Onsight hat mal nen schönen Artikel zum Thema gemacht. Aufhänger ist der Donauturm in Wien und die Frage, ob es sich dabei nur um einen Aussichtsturm oder auch (und in erster Linie) einen Fernsehturm handelt. Die Frage ergibt sich deswegen, weil der Turm nie TV übertragen hat. Jedoch scheint er alle baulichen Charakteristika mit unbestrittenen Fernsehtürmen zu teilen. Insofern ist die Frage, ob es eine Baukategorie "Fernsehturm" gibt oder nicht, und, falls das der Fall ist, ob auch ein nicht als Übertragungsstation genutzter Turm so genannt werden darf.

Nach undiplomatischen (u.a. Einsatz von Sockenpuppen), aber zähen Kämpfen hat der Hobby-Fernsehturmexperte, der den Donauturm gern zum Fernsehturm erklären wollte, das Schlachtfeld entnervt verlassen. Grund war wohl auch, dass eine Wikimedia-Tussi nach 2-wöchigem Rechercheaufenthalt in der Bibliothek irgendwann undemokratisch den Donauturm zum Nur-Aussichtsturm erklärt hat.

Die wirklich interessanten Sachen findet man aber ja immer im Forum. Einen Eintrag darf man dem geneigten Leser wirklich nicht vorenthalten. Dabei handelt es sich um ein Zitat der erwähnten Admin:
Rein bautechnisch und aus Sicht eines Statikers gesehen, entspricht der Donauturm als Bauwerk anderen (unbestrittenen) Fernsehtürmen, daher erscheint er hier wohl ganz zurecht. Wie der Verfasser aber auf die Idee kommt ihn dann auch noch explizit als Fernsehturm zu bezeichnen, bleibt weiter unklar.
Wie meistens geht es ja bei solchen Diskussionen um die Wahrheit™. Die (deutsche) Wikipedia will halt wahr sein, und dazu soll auf wissenschaftliche Quellen zurückgegriffen werden, Primärquellen gelten nicht. Wie man an diesem Beispiel aber schön sehen kann, ist das Label "wissenschaftlich" nur so viel wert wie die Person, die es kompetent anwendet. Denn letztlich geht es um Fragen, bei denen es entweder auch in der Fachwelt keinen Konsens gibt, oder die Anerkennung eines Experten/einer Quelle als Autorität in Frage steht. (Ab wann ist ein Buch wissenschaftlich genug?)

Ein gewisser Kamillo hat sich mal seine Wikipedia-Leidensgeschichte vom Herzen geschrieben und einen nicht zu übersehenden Hinweis auf den betreffenden Artikel dagelassen. Es ging dabei um ein indonesisches traditionelles Musikinstrument, das der Benutzer selbst spielt. Leider, leider hatte er nicht für jede Aussage eine wissenschaftliche Quelle zur Hand. Gründe: Man kann schlichtweg nicht jeden Scheiß "wissenschaftlich" belegen, eine indonesischsprachige Quelle nützt nicht viel, und - Schock! - auch wissenschaftliche Quellen können glatt falsch sein. Die Diskussion um diesen Artikel zeigt wundervoll, dass starre Regeln nicht viel bringen. Dazu noch ein Umgangston seitens der Admins, der einen zum Briefbombenbastler werden lassen könnte. Meine Highlights:
Hier stimmen wieder ein paar Dinge nicht ganz. Aber mir fehlen Lust und Zeit ins Detail zu gehen.  
Du hast keine Bedingungen zu stellen, Bedingungen ergeben sich aber aus den Regeln der Wikipedia. Schon deshalb wird sich der Artikel noch ziemlich verändern.
Kamillo, du stellst meine Geduld auf die Probe. Wie du einen Kilometer weiter oben auf dieser Seite sehen kannst, liegen zwischen meiner ersten Ansprache und dem Einfügen des Überarbeiten-Bausteins 7 Wochen. Ich wollte dir die Chance geben, ungestört den Artikel zu überarbeiten.
Aber solche Sprüche darf man als Autor nicht überinterpretieren:
Hier haben sehr viele Leute es mit Dir gut gemeint, die an der Qualität des Artikels interessiert sind und Dich als Autor gerade nicht vergraulen wollten.
Das Ministerium für Wahrheit hat gesprochen.

Grenzen der Selbstkontrolle

Aus Gründen habe ich mich gerade etwas mit dem Konzept der Selbstkontrolle beschäftigt. Darin geht es im wesentlichen um die Frage, wie wir eigentlich in der Lage sind, unser eigenes Verhalten zu regulieren, z.B. im Hinblick auf ein bestimmtes zu erreichendes Ziel. Dabei wurde Selbstkontrolle mit einer Vielzahl von Verhaltensmustern in Zusammenhang gebracht, etwa
  • kriminelles Verhalten
  • Rauchen
  • Diäthalten
  • akademischer Erfolg
In jedem Fall verspricht eine bessere Selbstkontrolle (d.h. -regulation) einen höheren Erfolg. Die spannende Frage ist: Handelt es sich dabei primär um eine Wissensstruktur, eine (überlernte) Fertigkeit, eine begrenzte aber konstante Ressource, oder kann man es am besten im Sinne eines Energiemodells beschreiben? Den letzteren Ansatz verfolgt ein in der Sozial- und Persönlichkeitspsychologie recht bekannter Wissenschaftler, Roy F. Baumeister. Ein solches Modell geht davon aus, dass eine bewusste Selbstkontrolle eine begrenzte Ressource darstellt, die über die Zeit abnimmt. Aus einem solchen Modell folgt:
  • Verschiedene Aktivitäten, die das Verhalten kontrollieren, müssen alle auf die selbe begrenzte Ressource zurückgreifen.
  • Wird die "Energie" (Achtung: Metapher!) für eine Aufgabe verbraucht, steht sie für andere nicht mehr zur Verfügung. Das betrifft sowohl zeitgleiche als auch spätere Aktivitäten. Kontrollieren Menschen also bewusst und mit Anstrengung eigenes Verhalten, so sinkt ihre Kapazität für Selbstkontrolle zumindest für eine kurze Zeit.
  • Falls man nicht in der Lage ist, überhaupt Anstrengung auszuüben, so ist man auch nicht fähig, sich selbst zu kontrollieren. Schließlich kostet Selbstkontrolle Anstrengung.
  • Die Ausübung von Selbstkontrolle führt zu Müdigkeit.
  • Je größer die Müdigkeit, desto geringer die Möglichkeit der Selbstkontrolle (die Möglichkeit zur Anstrengung ist geringer).
Soweit die schlechten Nachrichten. Die gute: Selbstkontrolle scheint wie ein Muskel zu funktionieren. Auch hier wird bei Anstrengung die Leistungsfähigkeit temporär geringer. Auf längere Sicht jedoch erhöht sie sich jedoch. Wahrscheinlich ist die Ähnlichkeit zwischen Muskel und Selbstkontrolle erstaunlich hoch. Ein angenommener biologischer Mechanismus für die Abnahme der Fähigkeit, das eigene Verhalten zu kontrollieren, ist der Verbrauch von Glucose in den relevanten Hirnstrukturen.

Belege für das Ressourcen-Modell
Belege für die Muskel-Analogie
Belege für die Glucose-Theorie

Bloggen mit Word

Habe ich schonmal erwähnt, dass mir Office 2007 ganz gut gefällt? Nein? Office 2007 gefällt mir ganz gut. Ich hatte zwar neulich ein irgendwie unlösbares Problem, die Hilfe in Excel zu installieren, aber was soll's. Also: Man kann direkt aus Word heraus Blogeinträge erstellen. Geht so:

  • Neu
  • Neuer Blogbeitrag
  • Blog registrieren (Nutzernamen und Kennwort eingeben)
  • fertsch

Das coole ist auf jeden Fall, dass man alle Formatierungsoptionen aus Word verwenden kann. Außerdem mag ich das sehr begrenzte Textfeld bei Blogger nicht besonders. Ich sehe lieber alles, was ich bisher geschrieben habe. Gerade bei langen Beiträgen kann das nerven.

Ahja. Und die bisherigen Beiträge kann man auch in Word einsehen und verändern. Nicht übel.

In Your Face

Das wär's gewesen

Ich habe mich zeitlebens über meine verschiedenen Unterrichtsformen aufgeregt. Immer das Gefühl, das ist alles Blödsinn. Zu viele Details, keine übergreifende Idee, keine Ziele. Einfach keine Strategie. Das war in der Schule katastrophal, in der Uni nur wenig besser.

In dieser Vorlesung vom MIT sieht man, wie es eigentlich geht. Da bricht man fast in Tränen aus.Gründe:
  • Humor. Brilliant. Ich liebe das.
  • Die Ziele glasklar machen, und sie in die strategische und taktische Ebene unterteilen: "What it is at the end of the course you'll be able to do." Hat immer gefehlt.
  • Die Zielgruppe glasklar machen: Es ist eine EINFÜHRUNG in Programmierung. Wenn man's noch nicht kann - kein Ding. Kann man ja lernen. "You're all MIT-students, you're all qualified to be here." "We don't want you to feel inadequate when you're really just inexperienced."
  • Nicht nur Kompetenz aufbauen, sondern auch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
  • Unterteilung der Vorlesung in den theoretischen Teil und den praktischen, in dem an konkreten Problemen gearbeitet wird. 2 Stunden Vorlesung, 1 Stunde für Fragen, 9 Stunden für die Arbeit an den Problemen. 
  • IMMER das Angebot für Hilfe: "If you have an MIT-documented special need for quizzes, please see us well in advance to deal with them."
  • Es geht nicht um das Auswendiglernen von sinnlosen Details, sondern um die erworbenen Kompetenzen. "This is not about how well you memorize but about how well you think."
  • OMFG: Die haben ja wirklich Ahnung von anderen Wissenschaften als ihrer eigenen. Da wird mal schnell der Unterschied zwischen deklarativem und prozeduralem Gedächtnis erklärt, um klar zu machen, was der Satz "wie ein Computerwissenschaftler denken" bedeutet.
WE'RE HERE FOR HELPING YOU LEARN! 

    Das Tor zur Hölle


    Die beste Fotostrecke hat - wie immer - der Boston Globe.

    Deutsches Bier besiegt Apples Sicherheitssystem

    Ein Programmierer von Apple hatte das neue iPhone zum Testen im Feldversuch mitgenommen, dummerweise in eine kalifornische Bar, die deutsches Bier verteilt. Nach (mindestens) einem über dem Durst ließ der arme Mann das Teil an der Bar liegen. Der ehrliche Finder versuchte, es Apple zurückzugeben, aber niemand wollte es. So kam schließlich gizmodo in den Besitz des Teils - und spätestens dann wollte Apple das iPhone doch wieder haben.

    Der Witz an der Sache ist der, dass Apple sonst echte Paranoia schiebt und einen Sicherheitsdienst betreibt, der eher an die Gestapo als ein IT-Unternehmen erinnert. Irgendwie beruhigend, dass nichts im Leben perfekt läuft. Für niemanden.

    Querverweise

    Die interessanteste Meldung zuerst: Wer schon immer mal wissen wollte, wie eigentlich die Darsteller der gescripteten Doku-Soaps rekrutiert werden, kann das hier nachlesen. Wi-der-lich.

    So, und um die Schrecklichkeit der Doku-Soaps zu relativieren: In Mexiko ist ja ein veritabler Drogenkrieg ausgebrochen. Gut, für einen Iraker wäre das sicherheitsmäßig vielleicht eine Verbesserung. Alle anderen sehen zu, dass sie Land gewinnen. Die Idee war, die großen Drogenkartelle zu zerschlagen. Das hat funktioniert. Leider gibt es jetzt viele kleine, und die sind überhaupt nicht mehr zu kontrollieren.

    Schlimmer geht's immer, man kennt das: Blood Diamond, nur in echt.

    Zurück zu westlichen Befindlichkeiten. Dass Goldman Sachs ein Sauhaufen ist, hat man sich ja gedacht. Was das wirklich für Schweine sind, enthüllt eine Anzeige der SEC (amerikanische Börsenaufsicht). Ganz kurz: Goldman Sachs hat großen Anlegern massenweise einen Fonds verkauft, von dem sie wussten, dass einer ihrer Geschäftspartner dagegen wettet. Der Mann war schon 2006 schlauer als der Rest und hat auf einen Zusammenbruch des Immobilienmarktes gesetzt. Und ausgerechnet der Typ hat in diesen Fonds Papiere gesteckt, von denen er ausging, dass sie bald rapide an Wert verlieren. Das hat ihm Millionen eingebracht. All das ist an sich nicht strafbar. Nur dass Goldman Sachs den Fonds-Käufern diesen Sachverhalt verschwiegen hat, ist eventuell strafrechtlich relevant. In jedem Fall dürften zukünftige institutionelle Anleger es sich zweimal überlegen, ob sie mit solchen Ganoven Geschäfte machen.

    Mal ein guter Artikel bei Spanner Offline. Autos sind nicht per se Mist, aber in ihrer bisherigen Verwendung schon. Freut mich, dass der alte Schlager "Wer Straßen säht wird Verkehr ernten" auch bei den großen Medien angekommen ist.

    Einfach falsch

    Ich habe mich gerade noch mal eingehend mit dieser Meldung beschäftigt. Es geht um eine Untersuchung, in der Psychologen angenommen hatten, die (selbstberichtete) Orgasmushäufigkeit chinesischer Frauen hinge vom Einkommen des Mannes ab. Diese Aussage ist auch dann nicht falsch, wenn der gute Fefe das so versteht: "Die Häufigkeit von Orgasmen von Ehefrauen hängt doch nicht vom Reichtum des Mannes ab." Doch. Tut sie. Es ging in dem Paper um etwas anderes, nämlich um die Kontrollvariablen.

    Ohne auf Spezifika einzugehen (hier mehr), haben die Autoren des ursprünglichen Artikels fehlerhaftes Modell verwendet. In diesem Modell wurden die Kontrollvariablen (z.B. Bildung, Gesundheit und Alter) nicht signifikant. Das heißt, das Einkommen des Ehemannes wurde als der Faktor angesehen, der auch besser als eine Kombination von anderen Faktoren die Orgasmushäufigkeit erklärt, was falsch ist. Jedoch ist das Einkommen derjenige Faktor, der für sich genommen am meisten erklärt. Er kovariiert nur mit den anderen Faktoren.

    Auch die zweite Fefe'sche Verschwörungstheorie geht an der Sache vorbei: "Ursache der Falschmeldung, dass die Orgasmen vom Reichtum des Mannes abhängen, war die falsche Statistiksoftware." Tatsächlich war die Ursache die Unkenntnis der Psychologen. Das fehlerhafte Modell war nur Default in SPSS, der verwendeten Software. Ich weiß zwar nicht, ob es die Option für das richtige Modell in SPSS gibt, aber das ist eher wahrscheinlich. Prinzipiell spielt keine Rolle, ob man R verwendet oder SPSS, solange man die richtigen Einstellungen macht.

    Es geht noch weiter: "Oh, und pro Bildung, denn tatsächlich hängt die Orgasmushäufigkeit von Bildung, Gesundheitszustand und Alter der Frauen ab." Bildung spielt nur insofern eine Rolle, als der Besuch einer Grundschule relevant ist. Alles darüber ist egal. Zudem reicht ein durchschnittlicher Gesundheitszustand aus. Und dieser Faktor spielt auch nur dann eine Rolle, wenn man sehr viele Regressionskoeffizienten verwendet. Bei der Anwendung eines strengeren Maßstabes ist der Faktor unerheblich. Das Alter macht aber tatsächlich viel her, jedoch bei weitem nicht so viel wie die regionale Herkunft der Frauen.

    Whacko Willy

    Weltkulturerbe

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    Wer dazu etwas passendes lesen möchte, kann das hier tun. Und hier. Und hier. Und hier. Und ganz besonders hier.

    König Kunde

    Ist etwas länger, aber am Ende lacht man Tränen. Versprochen.

    The Flamingo Palace in Phoenix will be getting a call from my therapist/lawyer/priest after the way they violated my taste buds today. I ordered their Orange Chicken. My brother and nephew also ordered seemingly regular dishes (teriyaki chicken, sweet and sour pork). I figured this would be a simple task for a seasoned Chinese Restaurant, especially one with raving reviews like the ones seen on this site (Screw You, Liars!).

    When my doorbell rang, I saw a small Asian man holding a droopy bag, looking both scared and apologetic. He resembled what I imagine the stork looks like when he delivers a bag of miscarriage to an expecting couple. That should have been my first sign. My second sign should have been when he refused the tip. When we divided up the contents of the lumpy sack of sad, I realized the inividual servings were very small. Little did I know, this was going to be the biggest blessing of my night... well, that and the fact that we have more than one bathroom. I bit into my Orange Chicken. I didn't cry when my mother abandoned me. I didn't cry when my best friend died taking a bullet for me. I didn't even cry on September 11th. I cried today. My mouth convulsed with such distortion that I'm sure anyone looking at me would think my face was turning inside out. Tears began to flow. In all fairness, I may not have been crying. My eyes may have simply began to water as a reaction to not breathing. You see, upon consuming the one bite of food?, my stomach also began violently contracting. It was like a bucking bronco refusing to be tamed. How my stomach could sense the debauchery that my mouth had barely encountered is beyond me but it refused to succumb to the natural eating process.

    My stomach was trying to detach itself from my digestive system and it had every right to do so. Confused and scared, I began shoveling the plain white rice down my throat as a sort of chaser. I chose the rice because the chicken started resembling gremlins and there was no way I was going to let one of them sons of bleeps get wet. Unfortunately, my stomach wasn't able to tear itself away in time and ultimately had to suffer the wrath of Flamingo Palace. I dont know anything about biology or chemistry... I'm even bad at math sometimes. But I know that there is no way food can enter your stomach and leave your butthole at the same time. Still, I'm positive that's what my body did to this meat...for lack of a better term. That former "bite" of food shot out of my tailpipe like it was being chased by ... well... more bites of Flamingo Palace. That's when the burning started. I've been wetting tissue with cold water and dabbing my starfish with it in attempts to cool the inferno that has been raging ever since. My O-ring feels like there are elvish words flaming around it's perimeter and I fear that someone is going to instruct me to take it to Mordor and throw it in the lava.

    As I write this review, I mourn my brother and nephew. I don't know if they're dead but both have been lying very still for hours and neither is moaning or twitching anymore. It's been frighteningly long since I've heard either one scream. On a positive note, the rice was, at very best, edible. Granted, I'm drawing comparison to the ball of sin I had burning it's unholy way around my insides. So, Flamingo Palace, I must ask you: What did I do to you? If there was a way to rate less than one star, I would. Maybe zero stars. No. No, I think I'd make you go around giving stars back to the people. To say your food is poor is insulting the word Poor. And the word Food. And I hope all of you liars who gave this place good reviews find Jesus. You are evil pranksters and I bet you're the same people who pee on the toilet in public restaurants.

    Hier kein Essen bestellen.

    Glückwunsch!


    natürlich von hier

    Waaahnsinnn

    Gerade lief auf Arte Nausicaä aus dem Tal der Winde (Nausika-a gesprochen) (gucken). Ich war zwei Stunden hin und weg. Was für ein Wahnsinnsfilm. Fuck 3D. Die Geschichte ist das, was einen Film wirklich schön macht.

    Yataaa

    Aus Gründen, die ich schon wieder vergessen habe, wollte ich was im Gruppenrichtlinieneditor (gpedit.msc). Fehlermeldung: Das Snap-In konnte nicht erstellt werden.

    Lösung: Aus %systemroot%\system32\wbem die framedyn.dll nach %systemroot%system32 kopieren.

    Und noch ein Sieg nachgeschoben: BSOD nach Start von Firefox und IE. Mal was neues. Grund? Unklar, vermutlich ein DIVX-Update und ein daraus resultierender Treiberkonflikt. Interessanter Weise lief Chrome, also war es vermutlich nichts mit der Netzwerkkarte. Nach vielen Versuchen die Registry aufzuräumen und meinem Unwillen, die Fehlermeldungen aus der Minidump anzusehen, habe ich die weiße Fahne geschwenkt und das System auf den Stand von vor 2 Tagen zurückgesetzt. Das hat immerhin funktioniert. Dabei ist mir auch wieder aufgefallen, dass ich XP wirklich mag. Ganz sicher bin ich kein Microsoft-Fanboy (gibt's die überhaupt?), aber das ewige M$-Gebash geht mir auf den Keks.

    Wie politisch sind die Simpsons?

    Ich hatte neulich eine kurze Diskussion darüber, wie politisch eigentlich die Simpsons sind. Die Gegenseite war der Meinung, man dürfe das subversive Element in der Serie nicht überbewerten, es handele sich in erster Linie um Unterhaltung.

    Schaut man sich an, welche prominente Position politische Themen bei den Simpsons haben, lässt sich diese Ansicht meiner Meinung nach nicht aufrechterhalten. Vielleicht hat die Verwirrung damit zu tun, dass die Macher der Serie etwas anstreben, was im deutschen Fernsehen eher unbekannt ist: Ein Crossover von Unterhaltung und ernsthafter politischer Satire, von Anspielungen auf Religion und Bildung, von versteckten Verweisen auf Popkultur und klassischer Bildung. Kurz: Eine atemberaubende Vielschichtigkeit.

    In gewisser Weise erinnert das sehr an die Daily Show. Sie läuft auf einem Comedy-Kanal, ist (fast) immer polemisch und satirisch, und beschreibt sich selbst als "Fake News". Jon Stewart, das Gesicht der Sendung, ist selbst der Meinung, in erster Linie unterhalten zu wollen und damit keine journalistische Verantwortung zu haben. Das halte ich aber für eine gewollte Untertreibung, für einen Teil der Inszenierung. Denn bei der Daily Show findet sich genauso viel oder sogar mehr "echte" Nachricht wie in traditionellen politischen Magazinen.

    Ebenso wie Stewart haben die Simpsons auch den Anspruch, zu unterhalten. In einem Interview sagt Matt Groening, durch den Verzicht auf einen Laugh Track können mehr Witze eingebaut werden. Es ist sicher schwer zu bestimmen, ob nun der Unterhaltungsaspekt wichtiger ist als das politische Element. Jedoch gehören politische Kommentare seit Beginn der Serie zu ihrer Identität. Insofern können sie gar nicht überbewertet werden, da sie integral für das Selbstverständnis der Show sind. Allerdings können sie natürlich auch nicht permanent in den Vordergrund gerückt werden. Sonst wäre der für die Satire nötige Abstand zum Sujet hin, der Humor würde nicht mehr funktionieren. Werden die Simpsons in jüngster Zeit weniger subversiv? Das kann ich nicht beantworten. Vielleicht ist es richtig, dass politische Kommentare weniger krass sind als früher.

    In jedem Fall ist und bleibt die Themenvielfalt groß. Eine kurze Auswahl:
    • Homo-Ehe (There's Something About Marying)
    • Waffenbesitz (The Cartridge Family)
    • Evolution vs. Kreationismus (The Monkey Suit)
    • Wahlkampagnen (Mr. Lisa Goes To Washington)
    • Atomstrom (Dauerthema)
    • Meinungsfreiheit (Bart-Mangled Banner)
    • Irakkrieg (The Day The Earth Looked Stupid)
    • Wahlfälschung
    Natürlich muss man als Zuschauer die Themen kennen, auf die angespielt wird. Um den Witz des Titels der Homo-Ehe-Episode zu verstehen, ist es schon notwendig, den Original-Titel von Verrückt nach Mary zu kennen (There's Something About Mary). Ich glaube dennoch, auch als Nicht-US-Innenpolitik-Experte versteht man Homer Simpson Tries To Vote For Obama. Zudem treten regelmäßig bekannte US-Politiker oder deren Angehörigen auf, zuletzt Michelle Obama.

    Und wer noch ein letztes Argument braucht, warum die Simpsons mehr als "bloß" Unterhaltung für Kinder sind: In der Schweiz sind die Simpsons nach Intervention einer besorgten Mutter als jugendgefährdend eingestuft worden. Sie hatte "unter anderem eine Folge bemängelt, in der es einen Einbruch und einen Mord gibt, wo ein Familienvater zum Tode verurteilt wird und auf den elektrischen Stuhl kommt, wo er auf seine Hinrichtung wartet."

    Dead-on

    Es sollte bei facebook ein Ebenensystem geben: "Freunde", "Leute deren Namen ich kenne" und "Menschen, die ich vor sechs jahren auf ner party getroffen habe und bei denen es mir scheißegal ist ob sie das gleiche chinesische sternzeichen wie darth vader haben"
    von hier

    Querverweise

    Es gab ja viel Aufregung um den Chef der Berliner Treberhilfe, der sich recht viel Luxus gegönnt hat. Ins Rollen kam die Angelegenheit erst, als er mit seinem Dienst-Maserati geblitzt wurde. Frage: Warum hat die Geschichte nicht schon früher die Runde gemacht? Schon 2008 hatte ein Journalist über den Maserati geschrieben. Doch jetzt hatte die dpa berichtet, da waren alle in Zugzwang. Außerdem lief die Hartz-4 Debatte, da hat's gut reingepasst. Fällt mir ein, die Frankfurter Rundschau hatte schon 1999 einen Bericht über Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule. Hat damals aber die Meute nicht interessiert.

    Wer mal wissen will, wie die US-Armee mit ihren verletzten Soldaten umgeht, kann hier nachlesen. Was für Wichser.

    Chinas Webzensur zerbröselt. Die Leute gehen über Proxys rein und legen Sachen auf Auslands-Server. Außerdem ist das Netz einfach zu schnell und zu groß: Bei 384 Millionen Usern verpasst man schon mal eine ungenehme Diskussion.

    Noch ein Trend? Schon 800,000 US-Haushalte ziehen 2008 und 2009 beim TV den Stecker, es gibt ja das Netz. Wahrscheinlich ist es bei den Leuten in erster Linie ein Kostenargument. Wozu den Kabelanbieter bezahlen, wenn man sich über Hulu auch so mit Qualitäts-Fernsehen berieseln lassen kann? Mal sehen, ob es bei uns nicht in ein paar Jahren die selbe Entwicklung gibt. Wahrscheinlich ist das schon. Dann wird (nach Musik und Kino) die dritte Unterhaltungsindustrie losheulen. Ach, und natürlich hat auch hier mal wieder Apple seine Finger im Spiel. Ich muss zugeben, ich finde Apple mehr und mehr unsympatisch. (Mal abgesehen davon, dass ich fast vom Stuhl gekippt bin, als ich mir neulich mal die Preise für Macs angesehen habe.)

    Wenn ich diese Woche nur einen Artikel hätte lesen können, wäre es dieser gewesen. Darin wird Lagos beschrieben, eine Beton-und-Müll-gewordene Dystopie. Ein Alptraum, in dem keiner von uns nur eine Woche überleben würde. 13 Millionen Menschen (Metropolregion) tun es aber dennoch.

    Let's get it on!

    Heute gleich zwei:
    C:\WINDOWS\Media\onestop.mid (harhar)

    Ein Tränchen

    Ich bin eigentlich sehr gegen Gefühlsduselei. Dresden mag einst ein Barock-Schmuckkästchen gewesen sein, aber die Zeiten sind sehr gründlich vorbei. Was hier noch barock ist, lässt sich während eines 10-minütigen Spaziergangs herausfinden. Trotzdem: Die Stadt hat einmal gigantisch ausgesehen. Was mich aber ärgert, ist, dass es keine Neuentwicklungen zu geben scheint. Entweder barocker Wiederaufbau, oder hässliche Glaspaläste. Bauen und Ästhetik scheinen sich spinnefeind geworden zu sein. Und selbst wenn man nicht auf (eine ganz bestimmte Form von) Schönheit bestehen wollte, dann besaß die Stadt eine Urbanität, die man jetzt meist nur auf einigen wenigen Straßen in der Neustadt erleben kann. Ich frage mich oft, ob sich so etwas in den nächsten dreißig oder fünfzig Jahren wieder entwickeln kann. Schließlich wurde auch das alte Dresden nicht in einem Jahrzehnt gebaut.

    Albertplatz

    Postplatz mit Sophienkirche

    Das "Venezianische Haus" in der Nähe der Carolabrücke

    Fassade des Centraltheaters

    Der Kaiserpalast am Pirnaischen Platz

    Jacobikirche

    Belvedere auf den Brühlschen Terassen

    Querverweise

    Krasse Story: Junger MIT-Absolvent wird von Consultinggruppe angeheuert und lernt Dubai kennen (1 2 3 4). Aber mal so richtig. (Wenn auch älter: Johann Hari hatte auch einen unglaublichen Artikel über Dubai, The Dark Side Of Dubai. Irgendwie hatte das "damals" ja alles keinen hier interessiert, immer nur Unfug über das tolle große Wunderland.)

    Wenn's im wahren Leben zugehen würde wie im Internet ...

    Zur Rezession: Später ist man ja immer schlauer. Diese Damen und Herren waren allerdings schon früher schlauer.

    Unser Wiki soll schöner werden: Navigation und Suche in Wikis könnte wesentlich verbessert werden. Die großen Diskussionen zu Hypertexten war zwar etwas vor meiner Zeit, aber ich habe vor einiger Zeit mit viel Erstaunen gelesen, was alles in der Diskussion war. Faszinieren. Leider ist das Gespräch etwas eingeschlafen. Jörg Kantel zählt auf, was man tun und worüber man sprechen könnte.

    Let's get it on!

    Help!

    Ist nicht so, dass ich denke, dass das hier irgendwer liest ... Aber falls doch: Ich krieg ne Krise. Auf einer Website wird ein bestimmtes Zeichen nicht korrekt angezeigt.






    Wie man sieht, hätte es ein Apostroph werden sollen. Was passiert da? Ich weiß es nicht genau. In der Website steht (nach meinem äußerst bescheidenem Verständnis) korrekt: content="text/html; charset=utf-8". Mein Firefox ist auf UTF-8 gestellt, die automatische Charset-Erkennung ist ausgestellt. Hilft aber nicht. Der Internetexplorer hat das gleiche Problem.

    Die 0092 sind in Dezimal 0146. Im erweiterten ASCII, Microsoft Variante (nicht IBM!) entspricht das auch dem Apostroph. Der präzise Name dafür ist übrigens Windows-1252. Der Standard soll kompatibel sein mit ISO 8859-1.

    Wie dem auch sei: Firefox verfügt über Windows-1252. Bringt aber nicht wirklich was:






    Das gewünschte Zeichen wird also angezeigt, aber davor wird noch ein anderes gebastelt (Â: ein A mit einem Circumflex drüber). Ich weiß nicht mal, wie dieses andere Zeichen enkodiert wird. Meine beste Vermutung wäre, dass hier zwei verschiedene Kodierungen gegeneinander laufen und bei ihr Ergebnis präsentieren. Aber Unicode (UTF-8) kann es auch nicht sein: Weder U+0092 noch U+005C entsprechen diesem Zeichen, es wäre U+00C2.

    Ich bin fast sicher, dass das Problem bei Windows liegt, nicht beim Browser, da eben auch der IE das Problem hat. Und natürlich ist es völlig egal, der Text ist ja noch ganz vernünftig lesbar. Mich macht sowas trotzdem verrückt. Ideas, anyone?

    For The Lulz

    Falls mal jemand ein Beispiel für Scareware braucht und sich nebenbei für über die Übersetzungen lustig machen will:

    Empfehlung:
    Vor der Sperrung sie nicht sehen ein kritischer Bestandteil, aber die Informationen oben. Es wird in hohem Grade empfohlen Lassen Sie einen freien Leistung Scan laufen Gedächtnis automatisch optimieren, CPU und Internet-Einstellungen..

    Freier register-scan:
    "94% von Computern haben die verdorbenen, unbenutzten und vielleicht schädlichen Akten"
    * Erhöhung PC leistung
    * Erhöhen sie system stabilität
    * Vermeiden Sie .exe störungen

    FSK erklärt

    FSK 6: Es gibt kein richtiges Mädchen
    FSK 12: Der Held bekommt das Mädchen
    FSK 16: Der Böse bekommt das Mädchen
    FSK 18: Alle bekommen das Mädchen

    Fakten: Jugend und Pornographie

    Mich hat schon länger interessiert, welchen Einfluss Pornographie auf Menschen hat. Deswegen habe ich jetzt mal einen längeren Text vom Sexualwissenschaftler Kurt Starke gelesen.
    Fazit: Es gibt keinen nachgewiesenen schädlichen Einfluss. Und es ist völlig unsinnig, zu zensieren, zu sperren, zu verbieten: Pornographie wird immer leicht zugänglich sein, schon allein deswegen, weil sie so verbreitet ist. Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) etwa verbietet pornographische Angebote, sofern sie Personen unter 18 Jahren zugänglich sind (§ 4, Absatz 2). Daher müssen die Anbieter dafür sorgen, dass nur Erwachsene Zugang zu diesen Angeboten erhalten.

    Der Gedanke hinter solchen Verboten: Pornographie schadet, irgendwie. Heranwachsende sollen nicht in der Lage sein, ihre Entwicklung selbst zu steuern und würden von pornographischen Angeboten in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Das schien mir zumindest in Ansätzen plausibel. Allein die empirische Evidenz gibt das nicht her.

    Stattdessen zeigte sich nach Durchsicht der vorhandenen (wenigen) Studien (Seite 69f, auch Seite 101):
    • Wer Pornos sehen will, tut das. Wer das nicht will, unterlässt es.
    • Pornographie kann den Vereinzelungstrend unserer Gesellschaft zwar unterstützen. Jedoch wird sie gewöhnlich nicht allein, sondern in Gruppen konsumiert.
    • Die sexuellen Darstellungen in pornographischen Werken haben keinen Einfluss auf sexuelle Präferenzen oder Wünsche. Zudem sind solche Darstellungen in der Medienwelt ubiquitär, Pornos sind nur eine Spielart von vielen. Auch Jugendliche verfügen über die Fähigkeit, einzuordnen und zu gewichten.
    • Auch beim Konsum von Pornos sehen sich Jugendliche als selbstbestimmtes Subjekt, nicht fremdgesteuertes Objekt.
    • Wie andere ältere Nutzer auch sind Jugendliche zur differenzierten Meinungsbildung über das Konsumierte in der Lage.
    Zentral scheint mir folgender Gedanke: "(Nur vordergründig) geht es beiden Seiten (Befürwortern und Gegnern) um Pornografisches.  Hintergründig   geht   es   um   Wertsysteme, Moralvorstellungen  und  speziell  um  Einstellungen  zur  Sexualität  einschließlich  deren mannigfaltigen Varianten." (S. 75) Nur wenn man Menschen überhaupt eine Kompetenz zutraut, wichtige Lebenssachverhalte eigenverantwortlich steuern zu können, wird man Prof. Starke zustimmen, wenn er sagt: "Die jüngeren wie die älteren jungen Leute sprechen sich gegen ein Verbot nicht deshalb aus, weil sie die Angelegenheit nicht überschauen würden, sondern weil sie sie durchschauen." (S. 88) Trauert man hingegen dem paternalistischen Staat nach, der seine Bürger niemals in die Mündigkeit entlässt, wird man sich niemals zu echtem verantwortlichem Handeln durchringen können: Menschen die Freiheit zuzugestehen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

    The Nature Of War

    Glenn Greenwald von Salon.com interviewt den ehemaligen Soldaten Josh Stieber (Transkript). Um ein Haar wäre er im berüchtigten WikiLeaks-Video zu sehen gewesen. Er legt meiner Meinung nach den Finger in die Wunde: Längerfristig gesehen ist es eben nicht hilfreich, nach den Verfehlungen einzelner zu fragen. Das System ist krank. Keiner der westlichen Soldaten wäre im Irak oder Afghanistan, hätte nicht die demokratisch gewählten Regierungen sie dorthin geschickt. Und die haben sie nur dorthin schicken können, weil es die Bevölkerung schlicht nicht interessiert.
    This is the nature of war and I think there's a lot of different things, you know, in any society I guess, that we don't want to think about, or we don't really want to talk about, whether, its you know how our meat gets processed, or just the dirty aspects of society, but this video brings to the forefront the dirty work of what goes on in war.
    Make no mistake: In Deutschland sieht es nicht anders aus. "Der Verteidigungsminister meint, der Zustandsbeschreibung 'Krieg' den Zusatz 'umgangsprachlich' beifügen zu müssen. Und auf die große sicherheitspolitische Rede der Kanzlerin warten wir vergeblich."

    Update
    Einen wirklich schockierender Artikel gibt es bei Truthout zu lesen. Darin wird auch der Sachverhalt angesprochen, dass Menschen unter bestimmten Umständen immer grausamer werden. Es ist also durchaus nicht alles Selbstverteidigung.
    Emmanuel spoke of abusing prisoners he knew were innocent, adding, "We took it upon ourselves to harass them, and took them to the desert to throw them out of our Humvees, while kicking and punching them when we threw them out."
    Es ist aber immer noch das System, was das alles erst möglich macht.

    Querverweise

    Amerikaner haben's nicht so mit Evolution, das weiß man. Aber anscheinend ist es der Bundesbehörde National Science Foundation peinlich. Deswegen haben sie gleich mal den entsprechenden Abschnitt aus einem Bericht zur "Scientific Literacy" gelöscht.

    Schulen in den USA geht so richtig das Geld aus. Deswegen gehen die armen Schulbehörden bei Unternehmen betteln. Wie praktisch, so lernen die lieben Schülerchen gleich noch das Einmaleins der Korruption: "Procter & Gamble, the world's largest consumer products maker, provides school curriculum material, including lesson plans and videos featuring Crest toothpaste, Puffs tissues and Always feminine hygiene products."

    Da fällt mir gerade ein, nur weil das Stadtsäckel leer wie Paris Hiltons Kopf ist, heißt das noch lange nicht, man könnte nicht trotzdem Steuern senken. Colorado Springs (zweitgrößte Stadt in Colorado) hat's vorgemacht. Jetzt verkaufen sie dafür ihre Polizeihubschrauber im Internet, entlassen Polizisten und Feuerwehrleute und bauen Mülleimer ab.

    Kein Neuigkeitswert, aber Dokumentationspflicht: George W. "Gottseibeiuns" Bush, zusammen mit dem Duo Infernale Don Rumsfeld und Dick Cheney, wusste, dass viele Guantánamo-Insassen unschuldig waren. Sagt Colin Powells ehemaliger Stabschef in einem Prozess gegen einen dieser Häftlinge. "He also claimed that one reason Mr Cheney and Mr Rumsfeld did not want the innocent detainees released was because 'the detention efforts would be revealed as the incredibly confused operation that they were'".

    90% aller großen Fische in den Weltmeeren sind bereits vernichtet. Leute, es ist so schlimm, das kann sich keiner vorstellen. Vielleicht will's auch niemand. (In einem Ethik-Seminar hat mir mal ein Philosophie-Student gesagt, das Artensterben sei nicht so schlimm, es bilden sich ja auch neue.) Forscher halten das Massenausterben für schlimmer als den Klimawandel.

    Kann man Kinder mit Geld zu besserem Lernen bewegen? Ja, aber nur wenn man sehr geschickt vorgeht. Ein Harvard-Ökonom hat das in 4 Städte experimentell getestet.
    In the city where Fryer expected the most success, the experiment had no effect at all — "as zero as zero gets," as he puts it. In two other cities, the results were promising but in totally different ways. In the last city, something remarkable happened. Kids who got paid all year under a very elegant scheme performed significantly better on their standardized reading tests at the end of the year. Statistically speaking, it was as if those kids had spent three extra months in school, compared with their peers who did not get paid.
    Aus psychologischer Sicht ist das Spannende hier, dass das Studienergebnis die Doktrin von der heiligen intrinsischen Motivation ein bisschen alt aussehen lässt.

    Doof wie Spiegel Online

    Jaja, der Titel ist vom kongenialen Stefan Niggemeier geklaut. Aber notwendig.




    Ja. Nee. Is klar. Ein Amphibienschiff. Was macht das denn so? An Land schwimmen? Meine Damen und Herren von Spacko Offline, die USS Ashland ist ein Docklandungsschiff. Das dient durchaus als Plattform für amphibische Operationen, aber es ist selbst nicht amphibisch. Könntet ihr vielleicht bei Gelegenheit mal die Klimaanlage im Büro einschalten, damit das Gehirn auf Arbeitstemperatur runterkühlt?

    Update
    Ahaha, jetzt weiß ich, wie's zustandegekommen ist. Die US-Navy führt tatsächlich eine Kategorie Amphibious Warfare Ship, darunter fallen auch Docklandungsschiffe wie die Ashland. Das macht die Übersetzung natürlich nicht besser, sie bleibt immer noch Schwachsinn. Schließlich ist das "Amphibious" keine Eigenschaft des Schiffes, sondern bezeichnet die Art der Kriegsführung. Und ein Amphibienschiff wird der Kahn gleich gar nicht.

    Leben im Konjunktiv

    Alles ist relativ (und zwar zu Russland)

    Let's get it on!

    Bibel und Wahrheit

    Da das Thema vielleicht auf Interesse stößt, und mich Kritik/Anregungen/Korrekturen sehr interessieren, mache ich mal die Kommentare auf.

    Mich hat schon länger die Frage umgetrieben, inwiefern die Bibel von sich selbst beansprucht, die Wahrheit zu sagen, wie weitgehend dieser Wahrheitsanspruch ist, und wie er begründet wird. Wenig überraschend hängt die Beantwortung dieser Frage davon ab, was man unter Wahrheit versteht, und auf welchen Ebenen die Bibel wahr sein soll. Die Diskussion dieser Frage ist so alt wie die Bibel selbst, jedoch unterscheiden sich Juden und Christen fundamental in der Beantwortung. Innerhalb des christlichen Lagers wiederum gibt es einige wenige, aber stark divergierende Hauptströmungen, die zu sehr unterschiedlichen Antworten kommen.

    Zuerst einmal sollte es selbstverständlich sein, dass Juden und Christen ihre jeweiligen heiligen Schriften in irgendeiner Weise für wahr halten. Das grundlegende Argument hier ist, dass die Heilige Schrift eine (von mehreren möglichen) Offenbarungen Gottes ist. Wenngleich Gott die Bibel nicht in der Weise diktiert hat, wie der Engel Gabriel Mohammed den Koran wörtlich offenbarte, so hat Gott doch den Verfassern der Bibel den Text durch Inspiration übermittelt: Die Bezeichnung "Wort Gottes" ist durchaus ernstgemeint. In diesem Zusammenhang geht es demnach um die Frage der Erkenntnisphilosophie, wie (wahres) Wissen zustandekommt. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Formen wie Sinneserfahrung, logische Schlussfolgerung oder Versuch und Irrtum greift bei der Offenbarung eine überirdische Partei ein, die zweifelsfreie Wahrheiten enthüllt.

    Dieser Wahrheitsanspruch ist an zahlreichen Stellen in der Bibel zu finden. Beispielhaft sind die beiden folgenden Formulierungen:
    Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. (2. Timotheus 3, 16-17)

    Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet. (2. Petrus 1, 20-21)
    Einen weiteren Hinweis auf diesen Wahrheitsanspruch geben Offenbarung und Bergpredigt. Beide weisen darauf hin, dass die Heilige Schrift vollständig ist und in ihrer Einheit nicht verletzt werden darf:
    Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. (Matthäus 5, 17-18)

    Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind; und wenn jemand von den Worten des Buches wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baume des Lebens. (Offenbarung 22,18-19)
    An vielen anderen Stellen sagen die Protagonisten, Gott habe sich durch sie mitgeteilt oder sich direkt an sie gewandt ("Und Gott der Herr sprach ..."). Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Angelegenheit so zusammengefasst:
    Das von Gott Offenbarte, das in der Heiligen Schrift enthalten ist, ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden; denn aufgrund apostolischen Glaubens gelten unserer heiligen Mutter, der Kirche, die Bücher des Alten wie des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter der Einwirkung des Heiligen Geistes geschrieben (vgl. Joh 20,31; 2 Tim 3,16; 2 Petr 1,19-21; 3,15-16), Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche übergeben sind. (Dei Verbum 11)

    Insofern herrscht Einigkeit darüber, dass Eigenheiten des Verfassers, seiner konkreten Lebensumstände und der übergreifenden Kultur eine wichtige Rolle spielen. Textexegese ist somit zwangsläufig. Die großen Divergenzen bestehen in den unterschiedlichen Auffassungen über die Art der Inspiration, wie demzufolge die Exegese im Detail vorzunehmen ist, und wie über die Richtigkeit der Exegese entschieden werden kann.

    Die Notwendigkeit der Exegese besteht jenseits der Meta-Überlegungen zuerst darin, dass einige Stellen schlichtweg unverständlich sind. Natürlich finden sich auch Behauptungen wie "Die Bibel ist zum einen ein Buch, das sehr einfach und leicht verständlich ist." Mir erscheint diese Feststellung jedoch angesichts zahlreicher Gegenbeispiel substanzlos. So schreibt Johannes (6, 54) Jesus die Worte zu: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken." Ist es nun einfach, die Metapher zu sehen? Oder wäre es nicht viel leichter verständlich, fasste man diesen Satz wörtlich auf? Selbst wenn man sich einigt, dass es sich hier deutlich um das Abendmahl handelt, ist noch längst nicht geklärt, ob beim Trinken des Weines und beim Essen der Hostie beide sich biologisch in Blut und Fleisch Jesu verwandeln, oder ob es sich wiederum um eine Metapher handelt, oder ob es nicht noch eine ganz andere (metaphysische) Bedeutung geben kann.

    Eine besondere Bedeutung erlangt die Textdeutung in Bezug auf die Einheit von Altem und Neuem Testament. Sind Christen den die 613 jüdischen Gebote verpflichtet oder nicht? Selbstverständlich gilt auch das Alte Testament vollumfänglich für Christen, könnte man beim Lesen des oben zitierten Matthäus 5, 17-18 meinen. Dem widerspricht (zumindest dem Anschein nach) aber das als Doppelgebot von der Gottes- und Nächstenliebe bekanntgewordene Jesus-Wort aus Matthäus 22, 37-40: "Jesus aber antwortete ihm: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt' (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst' (3.Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." Dieses Doppelgebot wird (nach meiner Kenntnis) ganz üblicherweise dahingehend interpretiert, dass die Gesetze des Alten Testaments eben nicht mehr verpflichtend sind für Christen, weil insbesondere die Nächstenliebe allen Einzelgeboten übergeordnet ist (siehe als Beispiel hier). Somit konnte Jesus den Bruch der Sabbatruhe rechtfertigen, an dem er Kranke heilte. In bester jüdischer Schriftgelehrtentradition hatte Jesus also den Tanach exegiert, mündlich und situationsbezogen, im Streitgespräch mit den Pharisäern.

    In der christlichen Alltagspraxis scheint jedoch ein Mix aus alt- und neutestamentarischen Geboten vorzuherrschen. Das Bilderverbot ("Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.") ist meiner Meinung nach klarer Bestandteil des Dekalog, wie er im 2. und 5. Buch Mose überliefert ist. Es findet dennoch unter Christen heute keine Anwendung mehr. Andere Gebote werden jedoch nicht hinterfragt: Ganz selbstverständlich gilt Homosexualität als Sünde (3. Mose 18, 22). Eine witzige Polemik zu dieser Problematik findet sich hier, ein ernsthafter und kluger Text hier.

    Wir halten fest: Die Bibel versteht sich als das Wort Gottes und damit per Definition als wahr. Diskutiert wird die Natur dieser Wahrheit, und wie sie der Heiligen Schrift entnommen werden kann. Dazu ist Exegese notwendig. (Dieser letzte Punkt wird meines Wissens nur von theologischen Laien bestritten. Deswegen werde ich darauf nicht eingehen.)

    Wenngleich auch eine Beleuchtung der jüdischen Exegese spannend wäre, möchte ich mich auf die christlichen Traditionen beschränken. Seit dem dritten Jahrhundert nach Christus etablierte sich die Auffassung vom vierfachen Schriftsinn. Sie dominierte die christliche Textinterpretation bis zur lutherischen Reformation und wird noch heute im katholischen Katechismus (KKK) vertreten. Grundsätzlich beabsichtigt man, mittels dieser Methode weit über die rein historische Auslegung der Bibel hinausgehen zu können, hin zu einer geistig-geistlichen Vollkommenheit. Die verlinkte Stelle im KKK enthält eine konzise Darstellung, wie im katholischen Glauben die Heilige Schrift auszulegen ist. Recht prägnant ist hier auch noch einmal die Auffassung von der Inspiriertheit der Bibel: "In der Heiligen Schrift spricht Gott zum Menschen nach Menschenweise. Um die Schrift gut auszulegen, ist somit auf das zu achten, was die menschlichen Verfasser wirklich sagen wollten und was Gott durch ihre Worte uns offenbaren wollte." (KKK 109) Mehr Details finden sich auch im Dei Verbum, Kapitel III.

    Die lutherische Reformation brach mit dem vierfachen Schriftsinn und beschränkte sich allein auf den Wortsinn. Damit kam änderte sich auch die Vorstellung des wie-kommt-Wissen-in-die-Welt: Man rückte ab von der allgemeinen Vorstellung von der Inspiration und ging über zur wesentlich strengeren Verbalinspiration. Demnach habe der Heilige Geist also nicht nur durch die Menschen gesprochen (vgl. Dei Verbum 11). Vielmehr ist die Schrift im genauen Wortlaut offenbart worden. Eine solche gravierende Änderung stellte eine Notwendigkeit dar, denn die lutherische Orthodoxie musste ihr Prinzip der Sola Scriptura absichern. Allein die Schrift soll Maßstab sein für den richtigen Glauben. Nur auf diesem Weg ließ sich in der Auseinandersetzung mit der römisch-katholischen Kirche argumentieren, dass die Ansichten des Papstes für den richtigen Glauben im Grunde irrelevant seien.

    Verbalinspiration darf aber nicht überinterpretiert werden. Auch Luther sah die Notwendigkeit der Textauslegung. Das Verständnis der Bibel geht in jedem Fall über den genauen Wortlaut hinaus. Die entscheidende Frage ist, wie die Richtigkeit der Auslegung gesichert werden kann. Die katholische Kirche hält einen externen Maßstab für notwendig, der eben über die Schrift hinausgeht. Dieser Maßstab besteht - neben dem inneren Maßstab Heiliger Geist - in der Beachtung kirchlicher Traditionen.
    Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden muß, in dem sie geschrieben wurde, erfordert die rechte Ermittlung des Sinnes der heiligen Texte, daß man mit nicht geringerer Sorgfalt auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achtet, unter Berücksichtigung der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens. Aufgabe der Exegeten ist es, nach diesen Regeln auf eine tiefere Erfassung und Auslegung des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam auf Grund wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reift. Alles, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche, deren gottergebener Auftrag und Dienst es ist, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen. (Dei Verbum 12, 9-10)
    Im Kern geht es also um das Verhältnis von Kirche und Bibel. Die römisch-katholische Kirche argumentiert, dass sie eine Autorität über die Bibel habe und damit eine richtige Interpretation der Heiligen Schrift nur in ihrem Rahmen zu gewährleisten ist. Genau diesem Verständnis widerspricht Luther. Er argumentierte, nicht nur sei die Heilige Schrift an sich klar genug, um verstanden zu werden. Darüber hinaus bewirke auch der Heilige Geist das nötige Verständnis. Denn zentral für die Bibel sei die "Christusbotschaft", die ja nun gerade vom Heiligen Geist übermittelt wurde. Somit ist einziger Maßstab für die richtige Bibelauslegung, inwiefern eine Interpretation einen Menschen Christus näherbringt. Auf dieser Grundlage dürfen Kirche und auch biblische Schriften sogar kritisiert werden, so lange der innere Maßstab der Bibel angelegt wird. In jedem Fall stellt die Bibel die einzig wahre Autorität dar, nicht etwa die Kirche.

    Von der Verbalinspiration ausgehend hat sich besonders im 20. Jahrhundert noch eine radikalere Variante der Bibelauslegung gefunden: Der Glaube an die Unfehlbarkeit der Bibel. Er ist besonders in der Evangelikalen Bewegung populär ist. Diese Bewegung ist innerhalb der traditionellen evangelischen Kirchen angesiedelt, konnte aber auch eigenständige Strukturen etablieren. Besonders stark ist die Bewegung in den USA. Sie ist in den letzten 40 Jahren jedoch ebenso in deutschen Landeskirchen und Freikirchen populär geworden. Ein besonders eindrückliches Dokument evangelikalen Bibelverständnisses ist die Chicago-Erklärung (CE) von 1978. Sie bekennt sich explizit zu einer (logischen) Widerspruchs- und Fehlerfreiheit der Bibel und verwirft Anschauungen, wonach auch die Heilige Schrift nicht in allen Teilen unfehlbar sei. Im Gegensatz zur lutherischen Überzeugung ist demnach sogar eine Kritik der Bibel ausgeschlossen. Die Notwendigkeit zur Textinterpretation wird aber auch in der CE gesehen. Die Bibel ist demnach wortwörtliche wahr, aber nicht notwendiger Weise wortwörtlich interpretierbar. Jedoch trägt jedes Wort die göttliche Botschaft.

    Der Interpretierbarkeit der Bibel setzt Artikel XVIII der CE somit deutliche Grenzen:
    Wir bekennen, daß der Text der Schrift durch grammatisch-historische Exegese auszulegen ist, die die literarischen Formen und Wendungen berücksichtigt, und daß die Schrift die Schrift auslegt.

    Wir verwerfen die Berechtigung jeder Behandlung des Textes und jeder Suche nach hinter dem Text liegenden Quellen, die dazu führen, daß seine Lehren relativiert, für ungeschichtlich gehalten oder verworfen oder seine Angaben zur Autorschaft abgelehnt werden.

    Selbst eine radikale Position wie die CE ist, jedenfalls nach Eigenauskunft, keine Diktat-Vorstellung. Auch die evangelikale Position zur Inspiration bleibt dem Gedanken treu, dass der Heilige Geist die Niederschrift der Bibel zwar überwachte und fehlerfrei hielt. Dennoch wird in den Verfassern mehr als ein bloßes Werkzeug gesehen. Es wird ihnen zugestanden, spezifische Eigenheiten in den Text eingebracht zu haben. Insofern ist die evangelikale Position abgrenzbar gegen christlichen Fundamentalismus, die tatsächlich nur ein wortwörtliches Bibelverständnis zulassen.

    Wie glauben Evangelikale, die Richtigkeit einer Bibelinterpretation (und damit die Wahrheit) bestimmen zu können? Im Wesentlichen scheint mir das Argument zu sein, dass eine wahre Auslegung nur mit Hilfe des Heiligen Geistes bewältigt werden kann. Die Hürde ist also nicht intellektuell, sondern spirituell. Weiterhin rücken Evangelikale ab vom lutherischen Claritas Scripturae: Sie halten Unverständlichkeiten für gottgegeben. Nur Gottes Inspiration kann sie überwinden helfen, keine menschliche Anstrengung.

    Sowohl bei der katholischen Position als auch beim lutherischen Sola Scriptura kann ich noch ein gewisses externes Wahrheitskriterium entdecken. Im ersten Fall handelt es sich um die kirchliche Autorität, im zweiten Fall um das Potential einer Interpretation, Menschen an Christus heranzuführen. Zumindest auf den ersten Blick ist die evangelikale Position jedoch der Gipfel der Zirkularität, ganz im Sinn von "Wenn's richtig ist, dann stimmt's." Aus einer theologischen Sicht scheinen mir die Evangelikalen daher die schwächste Position zu haben. Da sie jedoch mit der größten Überzeugung vorgetragen wird und diese Gruppe wohl im Wachstum begriffen ist, halte ich es für wahrscheinlich, dass sie in den nächsten Jahren an Popularität gewinnt.